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Große Erwartungen

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Das amerikanische Pay-TV hat mit Eigenproduktionen wie "Sex in the City" seinen Erfolg gesichert. Nun plant Sky Deutschland eine erste Serie.

Die große Hoffnung von Deutschlands TV-Produzenten hat 10 000 Zuschauer. Viel mehr waren es laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) nicht, die vor ein paar Wochen Folge eins von Add a friend gesehen haben. Für eine neue, halbstündige Serie um 20.15 Uhr wäre diese Zahl wohl das sichere Ende.

Im Falle der zehnteiligen Reihe um Liebe, Intrige und Fahrerflucht spielt sie kaum eine Rolle. Denn die Serie lief nicht bei ARD oder RTL. Sie lief auf TNT Serie, einem Bezahlsender, für den Zuschauerzahlen zweitrangig sind. Die Serie mit Ken Duken und Friedrich Mücke soll vor allem Aufmerksamkeit für den Kanal schaffen.

Add a friend ist die erste fiktionale Eigenproduktion, die ausschließlich fürs deutsche Pay-TV produziert wurde. Viele TV-Macher haben lange auf diesen Moment gewartet. Das deutsche Bezahlfernsehen hat noch immer längst nicht dieselbe Bedeutung wie Pay-TV in anderen Ländern, auch wenn Sky Deutschland vor einigen Monaten über drei Millionen Kunden jubelte. Das liegt auch daran, dass die eigenen, extra für den Abonnenten hergestellten Angebote fehlen. Das ewige Vorbild HBO, das in den 90er Jahren begann, Die Sopranos oder Sex and the City exklusiv für seine Abonnenten zu produzieren, sicherte so seinen großen Erfolg. In Deutschland ist Ähnliches bislang nicht geschehen. Das könnte sich nun ändern.



Jessica Parker, Hauptdarstellerin aus Sex in the City

Gary Davey, der amerikanische Unterhaltungschef von Sky, sagt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sein Arbeitgeber eigene Formate produziere. Harald Schmidt war nur der Anfang. Davey will Programme, die so gewagt sind, dass die Abonnenten darüber reden und neue Kunden begeistern. Die Quote ist zweitrangig.

Der Zeitplan von Sky sieht vor, voraussichtlich 2014 die ersten Eigenproduktionen auszustrahlen. Von einer Miniserie über einen 90-Minüter bis zur einstündigen Drama-Serie sei alles möglich, heißt es in der Senderzentrale. Seit bekannt ist, dass Sky selbst produzieren will, landen täglich neue Exposés und Drehbücher auf den Tischen der Sky-Bosse. Man käme kaum dazu, alles zu sichten, ist zu hören. Die Hoffnungen der Branche sind groß.

Sehr teuer wurde die Studio-Serie Add a friend nicht produziert, vor allem verglichen mit den HBO-Produktionen. Während hierzulande eine 45 Minuten lange Serien-Episode im Free-TV im Schnitt eine halbe Million Euro kostet, legt HBO für eine Folge seines aktuellen Hits Game of Thrones wohl bis zu fünf Millionen Euro hin. Der Sender kann es sich leisten: Er hat mehr als 28 Millionen Abonnenten.

Von solchen Etats träumen deutsche Produzenten. Selbst beim noch recht gut ausgestatteten Tatort wurde die Zahl der Drehtage von 28 auf 21 gestutzt. Die Budgets und Gagen fast aller Produktionen werden kleiner statt größer. Ob das im Pay-TV schnell anders werden kann, ist fraglich. Mathias Lösel von MME jedenfalls sagt, eine gute Produktion müsse nicht automatisch immer teuer sein. Der Produzent traf sich bereits mehrmals mit den Sky-Managern. 'Es gibt vor allem die Hoffnung, im Pay-TV die inhaltliche Monokultur des Free-TV aufzubrechen', sagt er. Denn auch die Sorge um die Quote kann Ideen zuverlässig killen.

Dabei mangele es an denen nicht, meint Sven Burgemeister von TV60. Gleich mehrere hat er in der Schublade. 'Im Pay TV können wir anders erzählen, epischer, ruhiger, aber auch provakanter', sagt er. Sein Sat1-Film Die Wanderhure wäre im Bezahlfernsehen womöglich kein Liebesfilm geworden. Härter und sexueller hätte er wahrscheinlich ausgesehen. Im Pay-TV können Inhalte mit der Kennung FSK 18 schon um 20.15 Uhr gezeigt werden.

Aber erwartet die Branche nicht zu viel? Sollte Sky tatsächlich pro Jahr zwei bis drei Serien in Auftrag geben und geschätzte zehn bis 30 Millionen in den Markt spülen, wäre dies immer noch wenig im Vergleich zu jenen drei Milliarden Euro, die die deutschen Free-TV-Sender laut Deutscher Produzentenallianz zusammen jährlich ausgeben. 'Pay-TV-Produktionen sind ein wunderbares Zusatzgeschäft', sagt Add a friend-Produzent Quirin Berg, Hauptauftraggeber bleibe aber das Free-TV.

Wann es genau losgeht bei Sky, ist noch nicht klar. Der Sender ist bekannt für flache Hierarchien. Die Verpflichtung von Harald Schmidt fand binnen weniger Tage statt. Es könne auch bei der ersten Sky-Serie ganz schnell gehen, 'wenn wir ein Konzept auf dem Tisch haben, das uns umhaut', sagt Davey. Das sei aber noch nicht eingetroffen.

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