Die Wahlen in Italien haben begonnen. Silvio Berlusconi kritisiert seine Gegner auf unterstem Niveau, als er selbst zur Urne geht, protestieren Femen-Aktivistinnen, und sein Gegner Beppo Grillo erklärt sich bereits zum Sieger
Die drei barbusigen Frauen sind diesmal nicht von Silvio Berlusconi bestellt. Sie warten auf ihn, als er am Sonntagmittag in Mailand im Wahllokal seine Kreuzchen macht. Fans sind sie keine, die Aktivistinnen von "Femen", auf ihrer Haut steht: "Basta Silvio." Polizisten entfernen die schreienden, sich heftig wehrenden jungen Frauen. Auch wenn das kaum die Absicht der Feministinnen war - sie sorgen dafür, dass der in Medien meist genannte Politiker am ersten der beiden Wahltage in Italien Ex-Premier Berlusconi ist. Die unspektakulären Stimmabgaben des scheidenden Premiers Mario Monti und des wahrscheinlichen Wahlsiegers Pierluigi Bersani können da einfach nicht konkurrieren.
Bereits die Schlagzeilen der Sonntagszeitungen hatte Berlusconi dominiert, weil er gegen die gesetzliche Wahlruhe verstoßen hat. Sie verbietet seit Freitag, Mitternacht, den Kandidaten politische Äußerungen. Aber wer einen Fußballclub besitzt, findet Gelegenheiten, die andere nicht haben. Vor dem Schlagerderby zwischen Inter und seinem AC Mailand nutzte Berlusconi einen Besuch bei der Mannschaft dazu, mal wieder auf die Justiz einzudreschen: "Die Richterschaft ist schlimmer als die sizilianische Mafia." Das liegt ungefähr auf dem Niveau dessen, was er am letzten Wahlkampfabend im Fernsehen sagte: "Die Opposition hat Schuppen, Mundgeruch und wäscht sich nicht." Sitzengelassen hatte er jedoch seine Anhänger, die ihn zum Kampagnenschluss der Kampagne in Neapel erwarteten: wegen einer Bindehautentzündung, bekomme er kaum die Augen auf, teilte er per Videobotschaft mit. Ein Schelm, wer dabei denkt, das könnte womöglich damit zu tun haben, dass seine Augen in letzter Zeit fast zu Schlitzen verzogen sind, wie bei jemandem, der zu oft geliftet worden ist. Siegesgewiss und ganz seriös hat der Sozialdemokrat Bersani in einem römischen Theater den Wahlkampf verabschiedet. Das ging dann fast unter neben dem Finale des anderen großen Populisten: Beppo Grillo mit seiner 5-Stelle-Bewegung schloss den Wahlkampf mit der bei weitem größten Veranstaltung. Sicher waren es nicht 800.000, wie er behauptete, aber 50.000 Menschen dürften es gewesen sein, die in Rom vor der Laterankirche hören wollten. Bersani sei ein Parasit, sagte Grillo dort, und den schon rituellen "Bumm"-Schrei zum Politiker-Erschrecken ließ er die Menge auch an die deutsche Kanzlerin richten. Außerdem verkündete er Grillo bereits: "Wir haben gewonnen."
Wer gewinnt, weiß man aber erst, wenn an diesem Montag um 15 Uhr die 61597 Wahllokale schließen. 145 Euro für beide Tage bekommen die Wahlhelfer dort, in den drei Regionen, die auch über Regionalparlamente abstimmen, 170 Euro. Das macht den Job begehrt. Besonders bei Angestellten von Nahverkehrsbetrieben, die das Recht haben, dafür dem Job fernzubleiben. Das hat jedes Mal Folgen in den Großstädten von Nord bis Süd: In Rom etwa rechnet man mit bis zu 30 Prozent Einschränkungen bei öffentlichen Verkehrsmitteln. 1100 Mitarbeiter des Verkehrsunternehmens sind in Turin mit den Wahlen beschäftigt - 20 Prozent Einschränkungen werden erwartet. Auch in Neapel können Hunderte Busse am wegen der Wahlhelfer nicht fahren, die U-Bahn-Linie 6 ist außer Betrieb. Sie hat zwar nur vier Stationen, aber weil die Mitarbeiter auch Anspruch auf Ruhezeiten haben, läuft in der Millionenstadt am Vesuv erst ab Freitag der Nahverkehr wieder normal. Dann ist man, wenn alles gut geht, in Rom vielleicht schon bei Koalitionsverhandlungen.
Die drei barbusigen Frauen sind diesmal nicht von Silvio Berlusconi bestellt. Sie warten auf ihn, als er am Sonntagmittag in Mailand im Wahllokal seine Kreuzchen macht. Fans sind sie keine, die Aktivistinnen von "Femen", auf ihrer Haut steht: "Basta Silvio." Polizisten entfernen die schreienden, sich heftig wehrenden jungen Frauen. Auch wenn das kaum die Absicht der Feministinnen war - sie sorgen dafür, dass der in Medien meist genannte Politiker am ersten der beiden Wahltage in Italien Ex-Premier Berlusconi ist. Die unspektakulären Stimmabgaben des scheidenden Premiers Mario Monti und des wahrscheinlichen Wahlsiegers Pierluigi Bersani können da einfach nicht konkurrieren.
Bereits die Schlagzeilen der Sonntagszeitungen hatte Berlusconi dominiert, weil er gegen die gesetzliche Wahlruhe verstoßen hat. Sie verbietet seit Freitag, Mitternacht, den Kandidaten politische Äußerungen. Aber wer einen Fußballclub besitzt, findet Gelegenheiten, die andere nicht haben. Vor dem Schlagerderby zwischen Inter und seinem AC Mailand nutzte Berlusconi einen Besuch bei der Mannschaft dazu, mal wieder auf die Justiz einzudreschen: "Die Richterschaft ist schlimmer als die sizilianische Mafia." Das liegt ungefähr auf dem Niveau dessen, was er am letzten Wahlkampfabend im Fernsehen sagte: "Die Opposition hat Schuppen, Mundgeruch und wäscht sich nicht." Sitzengelassen hatte er jedoch seine Anhänger, die ihn zum Kampagnenschluss der Kampagne in Neapel erwarteten: wegen einer Bindehautentzündung, bekomme er kaum die Augen auf, teilte er per Videobotschaft mit. Ein Schelm, wer dabei denkt, das könnte womöglich damit zu tun haben, dass seine Augen in letzter Zeit fast zu Schlitzen verzogen sind, wie bei jemandem, der zu oft geliftet worden ist. Siegesgewiss und ganz seriös hat der Sozialdemokrat Bersani in einem römischen Theater den Wahlkampf verabschiedet. Das ging dann fast unter neben dem Finale des anderen großen Populisten: Beppo Grillo mit seiner 5-Stelle-Bewegung schloss den Wahlkampf mit der bei weitem größten Veranstaltung. Sicher waren es nicht 800.000, wie er behauptete, aber 50.000 Menschen dürften es gewesen sein, die in Rom vor der Laterankirche hören wollten. Bersani sei ein Parasit, sagte Grillo dort, und den schon rituellen "Bumm"-Schrei zum Politiker-Erschrecken ließ er die Menge auch an die deutsche Kanzlerin richten. Außerdem verkündete er Grillo bereits: "Wir haben gewonnen."
Wer gewinnt, weiß man aber erst, wenn an diesem Montag um 15 Uhr die 61597 Wahllokale schließen. 145 Euro für beide Tage bekommen die Wahlhelfer dort, in den drei Regionen, die auch über Regionalparlamente abstimmen, 170 Euro. Das macht den Job begehrt. Besonders bei Angestellten von Nahverkehrsbetrieben, die das Recht haben, dafür dem Job fernzubleiben. Das hat jedes Mal Folgen in den Großstädten von Nord bis Süd: In Rom etwa rechnet man mit bis zu 30 Prozent Einschränkungen bei öffentlichen Verkehrsmitteln. 1100 Mitarbeiter des Verkehrsunternehmens sind in Turin mit den Wahlen beschäftigt - 20 Prozent Einschränkungen werden erwartet. Auch in Neapel können Hunderte Busse am wegen der Wahlhelfer nicht fahren, die U-Bahn-Linie 6 ist außer Betrieb. Sie hat zwar nur vier Stationen, aber weil die Mitarbeiter auch Anspruch auf Ruhezeiten haben, läuft in der Millionenstadt am Vesuv erst ab Freitag der Nahverkehr wieder normal. Dann ist man, wenn alles gut geht, in Rom vielleicht schon bei Koalitionsverhandlungen.