Mobilfunk alleine reicht nicht aus, die Flut der Smartphones und Tablets aufzunehmen - deshalb feiern nun die längst totgesagten Drahtlos-Netze in den Zentren ihre Wiederauferstehung.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war Mountain View nichts weiter als eine Postkutschenstation auf dem Weg von Frisco nach San José. Was für ein Gegensatz zu heute: In dem Ort an der Bucht von San Francisco haben nicht bloß zahlreiche Hightech-Firmen ihren Sitz, allen voran der Internetkonzern Google. Die 70000-Einwohner-Stadt ist auch, was die Kommunikationstechnik anbelangt, allen anderen in den USA meilenweit voraus. Denn dort gibt es ein flächendeckendes, kostenloses Wlan.
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Wlan, in der ganzen Stadt? In San Francisco ist es schon möglich.
Wie bitte, Wlan? In der Stadt? Eigentlich ist das Wireless local area network doch was für zu Hause. Das Internet kommt über ein Kabel ins Haus. Daran angeschlossen ist ein Kästchen mit Stummelantenne, der Router. Er machts möglich, dass man in den eigenen vier Wänden (und vielleicht noch auf dem Balkon oder im Garten) mit Laptop, Smartphone oder Tablet drahtlos ins Internet kommt. In Cafés, manchen Restaurants und in Hotels bietet man das auch an. Aber draußen, auf der Straße? Im Park?
Doch, das geht, und zwar nicht nur in Kalifornien. In Oulu gibt es zwar mit Sicherheit weniger Tage, auf denen man gerne mit seinem Laptop auf einer Parkbank sitzen möchte, als in Mountain View. Die Universitätsstadt in Nordfinnland, unweit des Polarkreises gelegen, ist dennoch in Europa Vorreiter in Sachen Funk-Internet, alle 130000 Einwohner haben darauf kostenlos Zugriff. Nach einem ersten Boom geplanter Drahtlos-Netze sah es nach der Jahrtausendwende erstmal so aus, als würde der ehemalige Fischerort für längere Zeit einsame Spitze bleiben. Projekte für Städte-Wlans versandeten, Firmen, die damit Geld verdienen wollten, mussten aufgeben. Zwar zeigten viele Nutzer Interesse für die kostenlosen Basis-Dienste, aber zu wenige buchten die kostenpflichtigen Premium-Services, die den Basis-Dienst finanzieren sollten. So scheiterte zum Beispiel der Versuch des Anbieters EarthLink, in Zusammenarbeit mit Google ganz San Francisco mit einer Wlan-Glocke zu überziehen. In die Euphorie um das Internet für alle platzte außerdem der mobile Datenverkehr über Handyfunkmasten.
Doch mittlerweile ist Wlan, in anderen Ländern spricht man meist von WiFi, wieder im Kommen. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich wurde mittlerweile der mobile Datenfunk über UMTS, mancherorts sogar schon dessen technisch überlegener Nachfolger LTE, gut ausgebaut. 'Aber', sagt Hartmut Menzel vom international operierenden Wlan-Anbieter The Cloud, 'das ist keine Konkurrenz.' Sogar mit LTE, das schneller ist als die meisten DSL-Anschlüsse, werde es Engpässe geben, 'denn diese Technik kann die Massen an Nutzern nicht handhaben, es wird wieder zu den gleichen Performance-Problemen kommen wie bei UMTS.'
Dass die mobilen Netze an stark frequentierten Orten tatsächlich überlastet sind, ist längst kein Geheimnis mehr. Als ein deutscher Mobilfunkkunde im vergangenen Jahr von seinem Anbieter mit der Auskunft beschieden wurde, er sei mit seinen Verbindungsproblemen ein Einzelfall, da machte er das publik - es stellte sich schnell heraus, dass er mitnichten allein war mit seinem Problem. Doch der Ausbau der mobilen Netze ist teuer, und die Gewinnmargen sinken wegen der Konkurrenz der Anbieter untereinander. Es verwundert daher kaum, dass die Unternehmen auf der Suche nach Auswegen bei Wlan gelandet sind. Die Telekom etwa verkündete auf der Computermesse Cebit, dass man die Zahl der Hotspots - Denglisch für Wlan-Zugangspunkte - bis 2016 um mehr als das 200-fache steigern will.
Nur, wie soll das gehen? Kunden, die einen DSL- oder Glasfaseranschluss der Telekom haben, sollen dazu bewegt werden, sich einen neuen Router zuzulegen. Dieser spannt zwei Netze auf: wie bisher ein privates und dazu noch ein öffentliches. Die beiden Netze sind, so versichert das Unternehmen, technisch komplett getrennt, außerdem habe das private Netz Vorrang, wird also nicht blockiert, wenn sich draußen vor dem Fenster viele Nutzer gleichzeitig in den öffentlichen Zugang einbuchen wollen. Die Telekom kooperiert dabei mit dem spanischen Anbieter Fon, der das schon seit einigen Jahren macht, mehr als sieben Millionen Zugangspunkte gibt es weltweit.
Vor allem für Menschen, die viel im Ausland unterwegs sind, ist das Projekt interessant, denn noch immer kostet es ein Vermögen, außerhalb des eigenen Landes mobil zu surfen. Um zum Beispiel einen Spielfilm zu laden, kann im außereuropäischen Ausland ein durchschnittliches Jahreseinkommen fällig werden.
Das kommt den Anbietern der Städte-Wlans gerade recht. Entweder offerieren sie den Internet-Zugang ganz kostenlos wie etwa in Paris, wo man an 260 Zugangspunkten frei surfen kann, oder aber man muss sich anmelden und kommt dann eine bestimmte Zeit lang frei ins Netz. Braucht man den Zugang länger, wird eine Gebühr fällig. In Berlin beispielsweise verlangt The Cloud einen Euro pro Stunde, ein ganzer Tag kostet drei Euro, eine Woche sieben Euro. Ein ähnliches Modell verfolgt auch Kabel Deutschland, das seine Verteilerkästen nutzt, um Wlan-Zugangspunkte zu installieren. An Orten, die besonders stark von Touristen frequentiert werden, etwa in Berlin-Mitte, ist das Netz an Zugangspunkten bereits ganz gut ausgebaut.
Sehr verbreitet ist Wlan auch in der Londoner Innenstadt. Für die Finanzierung hat man dort ein probates Mittel gefunden. Die Wlan-Sender, die in Westminster auf Straßenlampen montiert sind, dienen nicht bloß dazu, Touristen und Einheimische ins Internet zu bringen. Sie vernetzen auch Überwachungskameras, mit denen man Parksünder automatisiert aufspürt. Auch das Google-Netz in Mountain View ist nicht nur ein uneigennütziges Geschenk an die Gemeinde. Viele der 10000 Googler wohnen in dem Ort, und was wäre für einen Angestellten eines Internetkonzerns schlimmer, als nicht ins Internet zu kommen?
Es ist noch gar nicht so lange her, da war Mountain View nichts weiter als eine Postkutschenstation auf dem Weg von Frisco nach San José. Was für ein Gegensatz zu heute: In dem Ort an der Bucht von San Francisco haben nicht bloß zahlreiche Hightech-Firmen ihren Sitz, allen voran der Internetkonzern Google. Die 70000-Einwohner-Stadt ist auch, was die Kommunikationstechnik anbelangt, allen anderen in den USA meilenweit voraus. Denn dort gibt es ein flächendeckendes, kostenloses Wlan.
![](http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/je/jetzt-redaktion/text/regular/960406.jpg)
Wlan, in der ganzen Stadt? In San Francisco ist es schon möglich.
Wie bitte, Wlan? In der Stadt? Eigentlich ist das Wireless local area network doch was für zu Hause. Das Internet kommt über ein Kabel ins Haus. Daran angeschlossen ist ein Kästchen mit Stummelantenne, der Router. Er machts möglich, dass man in den eigenen vier Wänden (und vielleicht noch auf dem Balkon oder im Garten) mit Laptop, Smartphone oder Tablet drahtlos ins Internet kommt. In Cafés, manchen Restaurants und in Hotels bietet man das auch an. Aber draußen, auf der Straße? Im Park?
Doch, das geht, und zwar nicht nur in Kalifornien. In Oulu gibt es zwar mit Sicherheit weniger Tage, auf denen man gerne mit seinem Laptop auf einer Parkbank sitzen möchte, als in Mountain View. Die Universitätsstadt in Nordfinnland, unweit des Polarkreises gelegen, ist dennoch in Europa Vorreiter in Sachen Funk-Internet, alle 130000 Einwohner haben darauf kostenlos Zugriff. Nach einem ersten Boom geplanter Drahtlos-Netze sah es nach der Jahrtausendwende erstmal so aus, als würde der ehemalige Fischerort für längere Zeit einsame Spitze bleiben. Projekte für Städte-Wlans versandeten, Firmen, die damit Geld verdienen wollten, mussten aufgeben. Zwar zeigten viele Nutzer Interesse für die kostenlosen Basis-Dienste, aber zu wenige buchten die kostenpflichtigen Premium-Services, die den Basis-Dienst finanzieren sollten. So scheiterte zum Beispiel der Versuch des Anbieters EarthLink, in Zusammenarbeit mit Google ganz San Francisco mit einer Wlan-Glocke zu überziehen. In die Euphorie um das Internet für alle platzte außerdem der mobile Datenverkehr über Handyfunkmasten.
Doch mittlerweile ist Wlan, in anderen Ländern spricht man meist von WiFi, wieder im Kommen. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich wurde mittlerweile der mobile Datenfunk über UMTS, mancherorts sogar schon dessen technisch überlegener Nachfolger LTE, gut ausgebaut. 'Aber', sagt Hartmut Menzel vom international operierenden Wlan-Anbieter The Cloud, 'das ist keine Konkurrenz.' Sogar mit LTE, das schneller ist als die meisten DSL-Anschlüsse, werde es Engpässe geben, 'denn diese Technik kann die Massen an Nutzern nicht handhaben, es wird wieder zu den gleichen Performance-Problemen kommen wie bei UMTS.'
Dass die mobilen Netze an stark frequentierten Orten tatsächlich überlastet sind, ist längst kein Geheimnis mehr. Als ein deutscher Mobilfunkkunde im vergangenen Jahr von seinem Anbieter mit der Auskunft beschieden wurde, er sei mit seinen Verbindungsproblemen ein Einzelfall, da machte er das publik - es stellte sich schnell heraus, dass er mitnichten allein war mit seinem Problem. Doch der Ausbau der mobilen Netze ist teuer, und die Gewinnmargen sinken wegen der Konkurrenz der Anbieter untereinander. Es verwundert daher kaum, dass die Unternehmen auf der Suche nach Auswegen bei Wlan gelandet sind. Die Telekom etwa verkündete auf der Computermesse Cebit, dass man die Zahl der Hotspots - Denglisch für Wlan-Zugangspunkte - bis 2016 um mehr als das 200-fache steigern will.
Nur, wie soll das gehen? Kunden, die einen DSL- oder Glasfaseranschluss der Telekom haben, sollen dazu bewegt werden, sich einen neuen Router zuzulegen. Dieser spannt zwei Netze auf: wie bisher ein privates und dazu noch ein öffentliches. Die beiden Netze sind, so versichert das Unternehmen, technisch komplett getrennt, außerdem habe das private Netz Vorrang, wird also nicht blockiert, wenn sich draußen vor dem Fenster viele Nutzer gleichzeitig in den öffentlichen Zugang einbuchen wollen. Die Telekom kooperiert dabei mit dem spanischen Anbieter Fon, der das schon seit einigen Jahren macht, mehr als sieben Millionen Zugangspunkte gibt es weltweit.
Vor allem für Menschen, die viel im Ausland unterwegs sind, ist das Projekt interessant, denn noch immer kostet es ein Vermögen, außerhalb des eigenen Landes mobil zu surfen. Um zum Beispiel einen Spielfilm zu laden, kann im außereuropäischen Ausland ein durchschnittliches Jahreseinkommen fällig werden.
Das kommt den Anbietern der Städte-Wlans gerade recht. Entweder offerieren sie den Internet-Zugang ganz kostenlos wie etwa in Paris, wo man an 260 Zugangspunkten frei surfen kann, oder aber man muss sich anmelden und kommt dann eine bestimmte Zeit lang frei ins Netz. Braucht man den Zugang länger, wird eine Gebühr fällig. In Berlin beispielsweise verlangt The Cloud einen Euro pro Stunde, ein ganzer Tag kostet drei Euro, eine Woche sieben Euro. Ein ähnliches Modell verfolgt auch Kabel Deutschland, das seine Verteilerkästen nutzt, um Wlan-Zugangspunkte zu installieren. An Orten, die besonders stark von Touristen frequentiert werden, etwa in Berlin-Mitte, ist das Netz an Zugangspunkten bereits ganz gut ausgebaut.
Sehr verbreitet ist Wlan auch in der Londoner Innenstadt. Für die Finanzierung hat man dort ein probates Mittel gefunden. Die Wlan-Sender, die in Westminster auf Straßenlampen montiert sind, dienen nicht bloß dazu, Touristen und Einheimische ins Internet zu bringen. Sie vernetzen auch Überwachungskameras, mit denen man Parksünder automatisiert aufspürt. Auch das Google-Netz in Mountain View ist nicht nur ein uneigennütziges Geschenk an die Gemeinde. Viele der 10000 Googler wohnen in dem Ort, und was wäre für einen Angestellten eines Internetkonzerns schlimmer, als nicht ins Internet zu kommen?