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Fahrradjäger

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Fünf Mal in drei Jahren wurde Martin sein Fahrrad geklaut. Jetzt schlägt er zurück: Mit einem Portal, das bei der Suche nach Fahrraddieben hilft.


Es ist eine geradezu traumatische Erfahrung: Man kommt an den Ort zurück, an dem man sein Rad abgestellt hat. Und da steht keins mehr. Das Schloss baumelt zersägt am Fahrradständer. Oder ist mit dem Rad entschwunden. Weg. Fort. Für immer.

Fünfmal ist es dem Studenten Martin Jäger so ergangen. Fünfmal in drei Jahren. Und weil ihm da teils recht teure Gefährte geklaut worden waren, wollte er sich nicht mehr damit abfinden, dass er außer einer Anzeige bei der Polizei und dem Aushängen von Suchzetteln nichts tun konnte. Und so erfand er das Internetportal www.fahrradjaeger.de, gemeinsam mit seinen Studienfreunden Steffi Wulf und Anton Marcuse. Ihre Idee: Auf dem Portal können Radbesitzer ihr Veloziped registrieren, Betroffene einen Fahrraddiebstahl öffentlich machen, und gleichzeitig kann man dabei mithelfen, dass Diebesgut zurück zu seinem Eigentümer findet.



Ziemlich mickriges Schloss. Ob das den Dieben standhält? Wenn nicht, kommen die Fahrradjäger.

Seit gut einem Jahr gibt es das Portal, dessen Stärke in einem Aufkleber liegt: Wer sein Rad - mit einer möglichst ausführlichen Beschreibung versehen - registriert, bekommt einen Sticker, erklärt Anton Marcuse: "Darauf ist ein QR-Code gedruckt, den man mit einer App auf dem Smartphone oder Tablet-PC lesen kann. Damit lässt sich ein Fahrrad in Sekundenschnelle identifizieren." Denn auf dem Smartphone erscheint nach dem Lesen des Codes ein Link zum Portal. Ist das Rad nicht gestohlen, erfährt man lediglich dies.

Handelt es sich aber um ein gestohlenes Rad, kann man es mit der auf der Seite hinterlegten Beschreibung vergleichen, den Finderlohn einsehen und vor allem eine Nachricht hinterlassen, wo man das Diebesgut entdeckt hat. Mit diesem Prinzip setzen die Fahrradjäger vor allem auf Abschreckung. Diebe können gestohlene Ware nicht mehr sorglos weiterverkaufen, da sich die Verbindung zum ursprünglichen Besitzer sehr einfach herstellen lässt. Die Aufkleber lassen sich nur in Streifen abziehen oder haften so hartnäckig, dass sie nur durch das Abkratzen des Lackes zu entfernen sind. Das erregt bei einer Polizeikontrolle Aufmerksamkeit. Und welcher Dieb lackiert schon gerne seine Beute um.

Die Polizei attestiert dem Portal das Potenzial, Täter abzuschrecken. Zudem gebe es nun ein Fahndungsinstrument für Diebstahlopfer, die aufgrund mangelnder Aussicht auf Erfolg bisher gleich auf den Gang zur Polizeiwache verzichteten. Yvonne Hanske, Polizeihauptkommissarin in Rostock, steht in gutem Kontakt mit den Fahrradjägern. Das Portal stelle seinen "Fahndungsbestand" für jedermann zur Verfügung, was die Polizei nicht mache. "Die Fahrrad-App füllt eine Lücke, die von der Smartphone-Generation gern angenommen wird", sagt sie.

Das Projekt braucht allerdings Geld. Bislang ist die einzige Einnahmequelle der Verkauf der Aufkleber; als Anschubfinanzierung diente die Siegprämie eines Gründerwettbewerbs - und die ist aufgezehrt. "Das Portal war eine Geschäftsidee. Wir haben uns zwei Jahre Zeit gegeben - und gerade sieht es besser aus als angenommen." Waren die Zugriffe anfangs auf Rostock und Berlin konzentriert, wo die Fahrradjäger studieren, seien die registrierten User inzwischen über ganz Deutschland verteilt. Das sieht man an der mit Fadenkreuzen gespickten Landkarte, auf der die Diebstähle einzusehen sind. Und erste Erfolge gibt es: 38 Räder seien bisher gefunden - und eine unbekannte Zahl an Diebstählen verhindert worden. "In der Szene spricht sich so etwas wie die Fahrradjäger schnell rum", sagt Marcuse.

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