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Im Namen des Radieschens

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Wie detailliert die Ermittler auch den absurdesten Vermutungen im Fall Christian Wulff nachgegangen sind.

Sechsmal Ente, einmal Spanferkel, einmal Bratwürste und ein Bauernhendl, vorher Speckplatten, Brezen und jede Menge Radieschen. Im Käfer-Festzelt auf der Wiesn, Tisch Drei, im Obergeschoss rechts in der Ecke, ließen es sich die Besucher gut gehen: 13 Maß Bier, sechs Liter Champagner, einige Radler und eine Menge Wasser standen nach Mitternacht auf der Rechnung, dreimal Milchkaffee auch. Insgesamt wurden an diesem 27. September 2008 an Tisch drei Speisen und Getränke für 3209,30 Euro verzehrt. Manche lassen es halt krachen auf dem Oktoberfest.


Christian und Bettina Wulff ließen es sich auf dem Oktoberfest gut gehen

Bezahlt hat das alles der Filmmanager David Groenewold. Mit am Tisch saßen, zeitweilig zumindest, unter anderem der Verleger Hubert Burda, seine Frau Maria Furtwängler und das Ehepaar Bettina und Christian Wulff.

Wer wann wie viel genau gegessen und getrunken hat, ist für die Korruptionsermittler aus Hannover von ziemlicher Bedeutung gewesen. Die Angaben darüber sind Glaubwürdigkeitstest in dem Verfahren. Auf den 24 Seiten eines 'Fakten-Checks/Analyse: Zeugenaussage B. Wulff vs. Ermittlungsergebnisse', findet sich unter Punkt fünf die Sache mit Tisch Drei.

Bettina Wulff hatte in ihrer fast hundert Seiten umfassenden Vernehmung im September vorigen Jahres erklärt, sie habe damals Sohn Linus gestillt und deshalb allenfalls ein 'halbes Glas Sekt oder Champagner' getrunken. Ihr Mann, der keinen Alkohol möge, habe Wasser getrunken, und 'nach zwei Stunden' seien sie wieder gegangen. Ob sie 'Brathendl vielleicht, also ein halbes Hähnchen oder so?' gegessen habe, fragte ein Oberstaatsanwalt. 'Ja'.

Die Ermittler haben, erst per Telefon, dann in einer Zeugenvernehmung, die Kellnerin befragt, die Tisch Drei bediente. Auch Burda wurde dazu vernommen. Viel kam dabei nicht ans Licht.

Egal. 'Entgegen der Aussage' von Bettina Wulff sei 'bei lebensnaher Betrachtung' davon auszugehen, schrieb ein Kriminalkommissar, dass das Ehepaar Wulff mehr getrunken und gegessen habe als angegeben. Und 'entgegen der Aussage der Zeugin' sei das Ehepaar nach Zeugenaussagen mindestens dreieinhalb Stunden im Festzelt gesessen.

Groenewolds Anwalt Bernd Schneider teilte vorigen Monat den Ermittlern die 'Vermutung' seines Mandanten mit, Christian Wulff habe 'anteilig ein paar Radieschen oder Würstchen vom Vorspeisenteller, eine halbe Ente' gegessen und 'zwei alkoholfreie Maß Bier und eine Flasche Wasser' getrunken. Bei Bettina Wulff würde er auf 'anteilig ein paar Radieschen oder Gemüse vom Vorspeisenteller, ein halbes Hendl sowie zwei Flaschen Wasser' tippen. Als die Wulffs weg waren, seien Gäste gekommen, die tüchtig gebechert hätten.

Auch egal - die Radieschen, das Hendl und die halbe Ente zumindest, für die Groenewold Verzehrgutscheine erworben hatte, werden wohl irgendwie in der Anklage vorkommen.

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