Lufthansa stellt zum 1. Juli den Europaverkehr auf Germanwings um. Die Änderungen bei Kurzflügen im Überblick.
Die beiden Manager mussten sich mehrmals umdrehen. Während sie in der Frankfurter Lufthansa-Zentrale ihr neues Konzept für Kurzstreckenflüge vorstellten, sollte hinter ihnen werbewirksam ein Airbus der Billigtochter Germanwings anrollen; in neuer Bemalung und als Zeichen für den großen Neustart. Doch irgendwie tauchte der nicht so auf wie geplant.
Das Missgeschick sei selbstverständlich nicht als Zeichen zu werten, betonten Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr und Germanwings-Chef Thomas Winkelmann. Zum 1. Juli führt Germanwings im dezentralen Verkehr das neue Tarifsystem ein, ab dem heutigen Freitag sind die Flüge erstmals buchbar. Für Kunden bedeutet das: Germanwings führt Basis-Tarife ein, die ab 33 Euro pro Strecke zu haben sein sollen. Wer so ein günstiges Ticket bucht, muss an Bord für Essen und Getränke allerdings extra bezahlen. Auch kostet es zusätzlich Geld, wenn Reisende ihr Gepäck aufgeben wollen.
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Der gesamte dezentrale Flugverkehr in Europa soll stückchenweise von Lufthansa auf seine Billigtochter Germanwings übertragen werden.
Mit dem Umbau sollen Spohr und seine Leute im Passagierfluggeschäft bis 2015 das Ergebnis um 900 Millionen Euro verbessern, um nicht nur wie 2012 keine Verluste mehr zu schreiben, sondern wieder eine Gewinnmarge zu erwirtschaften. Das wichtigste Einzelprojekt ist dabei für die Kunden sehr einschneidend: Der gesamte dezentrale Verkehr, also alle Strecken außerhalb der Drehkreuze in Frankfurt und München, wird stufenweise von der Lufthansa auf den Billigableger Germanwings verlegt. Der Umbau hin zur neuen Fluglinie Germanwings wird sich in Etappen vollziehen. Stuttgart ist der erste deutsche Flughafen, der bereits jetzt vollständig von Germanwings bedient wird. Ende März sind die ersten Strecken in Hamburg hinzugekommen, bis Mai sollen es insgesamt 16 Verbindungen werden. Als Nächstes folgt im kommenden Winterflugplan der Standort Berlin, an dem Lufthansa zuletzt damit gescheitert war, einen eigenen Preis- und Streckenplan einzuführen. 2014 wird dann auch der Standort Düsseldorf auf Germanwings übergehen, abgesehen von Frankfurt und München ist das die größte Basis des Konzerns. Mehr als 80 Flugzeuge soll die neue Einheit dann betreiben - die 36 Jets der alten Germanwings, 25 Airbusse der Lufthansa sowie Regionalmaschinen der Konzerntochter Eurowings.
Der Übergang der Kurzstrecken auf Germanwings hatte vor allem bei Vielfliegern, die um ihren Miles-and-More-Status und die damit verbundenen Annehmlichkeiten fürchteten, für Aufregung gesorgt, zumal in einigen Bereichen tatsächlich eine Verschlechterung drohte. Spohr räumte ein, dass man nicht genug auf Kunden gehört habe - der Umbau sei schuld, er habe viele bei Lufthansa abgelenkt. Beschwert hatten sich vor allem Passagiere mit Frequent-Traveller-Status, weil sie ursprünglich nur noch Warte- Lounges besuchen hätten dürfen, wenn sie Tickets der teuersten Germanwings-Kategorie ('Best') gekauft hätten. Das hat Lufthansa nun noch vor dem Start aufgegeben. Auch wer die Kategorie 'Smart' bucht, darf nun vor dem Flug Zeit in der Lounge verbringen. Der 'Smart'-Tarif entspricht ungefähr der heutigen Lufthansa Economy Class, Flüge gibt es ab 53 Euro pro Strecke. Für Reisende mit den günstigsten 'Basic'-Tickets sind die Lounges tabu. Ausgenommen sind Kunden aus dem elitären Senator-Kreis und die Mitglieder des 'HON-Circle', also alle, die jedes Jahr besonders viel Zeit im Flugzeug verbringen.
Lufthansa hat auf den Nebenstrecken, die jetzt neu organisiert werden, Verluste von bis zu etwa 300 Millionen Euro jährlich angehäuft. Da auch die Margen im einst so profitablen Langstreckengeschäft immer deutlicher abnahmen, kann sich das Unternehmen das längst nicht mehr leisten.
Auch in den Fliegern ändert sich bei Lufthansa von Mai an vieles: Die Fluggesellschaft will ihr Catering aufwerten, dafür wird das Einweg-Plastikgeschirr abgeschafft; künftig wird es wieder einen Teller und eine Kaffeetasse aus Porzellan geben. Dass diese keinen Henkel habe, sei auch keine Sparmaßnahme, sagte Spohr. Sondern Design. Der Konzern will auch die Serviceabläufe vor allem auf Langstreckenflügen überarbeiten. Bislang mussten selbst die Passagiere der exklusiven Business Class mitunter Stunden warten, bis die Kabinenbesatzung mit dem Mittagessen vorbeikam. Bald sollen die Passagiere bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen dürfen, wann sie essen wollen. Bei der Konkurrenz sind solche flexiblen Konzepte längst üblich, ebenso Sitze, die sich in ein komplett flaches Bett umbauen lassen. Lufthansa lässt diese erst jetzt einbauen.
All die Verbesserungen können nicht darüber hinweg täuschen, dass die Fluggesellschaft in den kommenden Jahren nicht wachsen wird. Die Flotte wird bis 2015 bei 400 Maschinen konstant gehalten, ursprünglich sollten es in zwei Jahren 40 Jets mehr sein. Zwar übernimmt Lufthansa neu bestellte Flugzeuge wie geplant, aber ältere Muster wie die Boeing 737 werden bis 2015 und damit schneller als geplant ausgetauscht.
Die neue Germanwings-Maschine hat am Donnerstag schließlich noch den Weg gefunden. Der Pilot hatte sie versehentlich außer Sichtweite geparkt.
Die beiden Manager mussten sich mehrmals umdrehen. Während sie in der Frankfurter Lufthansa-Zentrale ihr neues Konzept für Kurzstreckenflüge vorstellten, sollte hinter ihnen werbewirksam ein Airbus der Billigtochter Germanwings anrollen; in neuer Bemalung und als Zeichen für den großen Neustart. Doch irgendwie tauchte der nicht so auf wie geplant.
Das Missgeschick sei selbstverständlich nicht als Zeichen zu werten, betonten Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr und Germanwings-Chef Thomas Winkelmann. Zum 1. Juli führt Germanwings im dezentralen Verkehr das neue Tarifsystem ein, ab dem heutigen Freitag sind die Flüge erstmals buchbar. Für Kunden bedeutet das: Germanwings führt Basis-Tarife ein, die ab 33 Euro pro Strecke zu haben sein sollen. Wer so ein günstiges Ticket bucht, muss an Bord für Essen und Getränke allerdings extra bezahlen. Auch kostet es zusätzlich Geld, wenn Reisende ihr Gepäck aufgeben wollen.

Der gesamte dezentrale Flugverkehr in Europa soll stückchenweise von Lufthansa auf seine Billigtochter Germanwings übertragen werden.
Mit dem Umbau sollen Spohr und seine Leute im Passagierfluggeschäft bis 2015 das Ergebnis um 900 Millionen Euro verbessern, um nicht nur wie 2012 keine Verluste mehr zu schreiben, sondern wieder eine Gewinnmarge zu erwirtschaften. Das wichtigste Einzelprojekt ist dabei für die Kunden sehr einschneidend: Der gesamte dezentrale Verkehr, also alle Strecken außerhalb der Drehkreuze in Frankfurt und München, wird stufenweise von der Lufthansa auf den Billigableger Germanwings verlegt. Der Umbau hin zur neuen Fluglinie Germanwings wird sich in Etappen vollziehen. Stuttgart ist der erste deutsche Flughafen, der bereits jetzt vollständig von Germanwings bedient wird. Ende März sind die ersten Strecken in Hamburg hinzugekommen, bis Mai sollen es insgesamt 16 Verbindungen werden. Als Nächstes folgt im kommenden Winterflugplan der Standort Berlin, an dem Lufthansa zuletzt damit gescheitert war, einen eigenen Preis- und Streckenplan einzuführen. 2014 wird dann auch der Standort Düsseldorf auf Germanwings übergehen, abgesehen von Frankfurt und München ist das die größte Basis des Konzerns. Mehr als 80 Flugzeuge soll die neue Einheit dann betreiben - die 36 Jets der alten Germanwings, 25 Airbusse der Lufthansa sowie Regionalmaschinen der Konzerntochter Eurowings.
Der Übergang der Kurzstrecken auf Germanwings hatte vor allem bei Vielfliegern, die um ihren Miles-and-More-Status und die damit verbundenen Annehmlichkeiten fürchteten, für Aufregung gesorgt, zumal in einigen Bereichen tatsächlich eine Verschlechterung drohte. Spohr räumte ein, dass man nicht genug auf Kunden gehört habe - der Umbau sei schuld, er habe viele bei Lufthansa abgelenkt. Beschwert hatten sich vor allem Passagiere mit Frequent-Traveller-Status, weil sie ursprünglich nur noch Warte- Lounges besuchen hätten dürfen, wenn sie Tickets der teuersten Germanwings-Kategorie ('Best') gekauft hätten. Das hat Lufthansa nun noch vor dem Start aufgegeben. Auch wer die Kategorie 'Smart' bucht, darf nun vor dem Flug Zeit in der Lounge verbringen. Der 'Smart'-Tarif entspricht ungefähr der heutigen Lufthansa Economy Class, Flüge gibt es ab 53 Euro pro Strecke. Für Reisende mit den günstigsten 'Basic'-Tickets sind die Lounges tabu. Ausgenommen sind Kunden aus dem elitären Senator-Kreis und die Mitglieder des 'HON-Circle', also alle, die jedes Jahr besonders viel Zeit im Flugzeug verbringen.
Lufthansa hat auf den Nebenstrecken, die jetzt neu organisiert werden, Verluste von bis zu etwa 300 Millionen Euro jährlich angehäuft. Da auch die Margen im einst so profitablen Langstreckengeschäft immer deutlicher abnahmen, kann sich das Unternehmen das längst nicht mehr leisten.
Auch in den Fliegern ändert sich bei Lufthansa von Mai an vieles: Die Fluggesellschaft will ihr Catering aufwerten, dafür wird das Einweg-Plastikgeschirr abgeschafft; künftig wird es wieder einen Teller und eine Kaffeetasse aus Porzellan geben. Dass diese keinen Henkel habe, sei auch keine Sparmaßnahme, sagte Spohr. Sondern Design. Der Konzern will auch die Serviceabläufe vor allem auf Langstreckenflügen überarbeiten. Bislang mussten selbst die Passagiere der exklusiven Business Class mitunter Stunden warten, bis die Kabinenbesatzung mit dem Mittagessen vorbeikam. Bald sollen die Passagiere bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen dürfen, wann sie essen wollen. Bei der Konkurrenz sind solche flexiblen Konzepte längst üblich, ebenso Sitze, die sich in ein komplett flaches Bett umbauen lassen. Lufthansa lässt diese erst jetzt einbauen.
All die Verbesserungen können nicht darüber hinweg täuschen, dass die Fluggesellschaft in den kommenden Jahren nicht wachsen wird. Die Flotte wird bis 2015 bei 400 Maschinen konstant gehalten, ursprünglich sollten es in zwei Jahren 40 Jets mehr sein. Zwar übernimmt Lufthansa neu bestellte Flugzeuge wie geplant, aber ältere Muster wie die Boeing 737 werden bis 2015 und damit schneller als geplant ausgetauscht.
Die neue Germanwings-Maschine hat am Donnerstag schließlich noch den Weg gefunden. Der Pilot hatte sie versehentlich außer Sichtweite geparkt.