Die Menschen brauchen keine Geräte mehr, sie brauchen die Dienstleistung via Internet, die auf winzige Anreize reagiert. Das soll die "Google Glass" ermöglichen.
Marc Andreessen ist eine Legende des Internetzeitalters. Der massige, heute 41-jährige Informatiker, zündete 1993 den Brandsatz, der half, das Internet zu der beherrschenden Technik zu machen, die es heute ist: Er und ein Freund entwickelten den ersten massentauglichen Internetbrowser. Das Geschäft damit funktionierte nur ein paar Jahre, aber da war Andreessen längst Millionär und woanders. Seine Risikokapitalfirma investierte in Firmenneugründungen wie Facebook, Twitter und einige andere. Nun hat der Internetpionier ein neues Zukunftsfeld ausgemacht: Zusammen mit dem Konkurrenten Kleiner Perkins - einst der Geldgeber von Google - und dem Risikokapitalzweig von Google tat er sich zusammen, um Geld in Projekte rund um eine Brille zu stecken.
Google Glass ist natürlich nicht irgendeine Brille, sondern ein hochtechnisiertes elektronisches Gerät, das die Realität mit einer virtuellen Ebene überlagern soll. Ausgewählten Bewerbern sollen schon bald Prototypen zur Verfügungen gestellt werden, damit diese die nötigen Dienste und Programme entwickeln können. Denkbar ist, dass einem auf die Glasscheibe Hinweise eingeblendet werden, wie man von A nach B oder zur nächsten U-Bahnstation kommt. Die Brille wird auch Bilder schießen können, wenn man mit dem Augenlid dazu den Befehl gibt, sie wird Videos aufzeichnen - eigentlich all das tun, was auch ein Smartphone kann. Nur dass es keines ist. Und genau darum geht es.
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Der Google-Gründer Sergey Brin mit der "Google Glass". Das Gerät soll für den Nutzer die Realität mit der virtuellen Welt verschmelzen.
Man benutzt Smartphones nicht, weil man das unbedingt genau so haben will. Sie sind vielmehr Vehikel für etwas Größeres: für die mobile Nutzung des Internets. Es sind Vehikel, von denen man annehmen darf, dass ihre Zeit begrenzt sein wird. Interpretiert man sie als persönlichen Kommunikator, dann wäre der beste Kommunikator doch einer, der nicht kaputtgeht, wenn man ihn aufs Pflaster fallen lässt, und den man nicht im Taxi liegen lassen kann. Weil es ihn gar nicht mehr als Gerät gibt, sondern als eine Dienstleistung, die man - egal wo - abruft. Die Geräte selbst werden dabei immer mehr in den Hintergrund treten, werden ersetzt von immer kleineren Bauteilen, die in der Kleidung verschwinden.
Es wird dann kaum mehr nötig sein, mit den Fingern auf einem Bildschirm herum zu schmieren. Die Geräte müssen auch gar nicht mehr so viel leisten wie ein heutiges Smartphone. Die Intelligenz wird in der Umgebung stecken, wo winzige Sensoren gewaltige Rechenzentren mit Daten füttern und die persönlichen Geräte bloß noch das Ergebnis abrufen müssen. Sie werden dies auf unseren Wink hin tun, sie werden auf Fragen reagieren und an unserem Gesichtsausdruck erkennen, ob uns etwas gefällt oder nicht - allesamt Techniken, an denen längst gearbeitet wird und deren Vorboten man schon kaufen kann.
Autos der Oberklasse blenden auf die Frontscheibe ein, welche der drei Abzweigungen die richtige ist, überwachen mit Kameras im Fahrzeug, ob der Fahrer noch wach genug ist, und programmieren dank einer Spracherkennung das eingebaute Navi fast so, als würde man in einem Taxi sitzend das Ziel angeben. Microsofts Spielkonsole Xbox oder die teuersten Fernseher von Samsung lassen sich ebenfalls mit Sprachbefehlen und mit Gesten steuern - einige Beispiele von vielen.
Die Entwicklung steht noch an ihrem Anfang, aber sie vollzieht sich so schnell wie noch keine vor ihr. Seit einigen Jahren- mit Apples erstem iPhone von 2007 als Initialzündung - ist die jüngere Generation ohne ihr internetfähiges Handy kaum noch vorstellbar. Was aber war das Bedürfnis, das so dringend gestillt werden musste, dass sich pro Jahr Abermillionen dieser ja nicht eben billigen Geräte absetzen lassen? Dass Neuvorstellungen der Branchenführer Samsung und Apple nahezu kultisch zelebriert werden? Es ist vor allem ein zutiefst menschliches: das nach Kommunikation.
Auch mit herkömmlichen Handys war es zwar schon möglich, per Kurznachrichten Kontakt zu halten, manche konnten auch schon E-Mails versenden und Internetseiten anzeigen. Den Durchbruch aber brachten zwei Dinge: Die Bedienung über berührungsempfindliche Bildschirme und die Entwicklung der sozialen Netzwerke. Die sogenannten Touchscreens sind nicht nur intuitiver zu steuern als konventionelle Geräte mit Tastatur oder Stift, die verfügbare Bildschirmfläche ist auch größer - und groß genug kann die kaum sein, wie die Entwicklung der jüngsten Smartphone-Generation deutlich macht. Auf den brillanten und scharfen Displays lassen sich Fotos und Videos anzeigen, über Dienste wie Facebook und Twitter stehen die Nutzer in ständigem Kontakt zu ihrem digitalen Dunstkreis. Dass man mit den Geräten auch noch telefonieren kann, ist da fast schon zum Nebeneffekt geworden.
Diese Entwicklung, die ganz offenbar unaufhaltsam fortschreitet und nicht selten mit den Versprechen nach mehr Offenheit und Demokratie in Verbindung gebracht wird, birgt auch Risiken. Da sind zum einen die Datenspuren, die jeder Mensch in der digitalisierten Wert hinterlässt und die sich mit immer raffinierteren Methoden des data minings auch aus riesigen Informationsmengen herausfiltern lassen. Da ist zum anderen aber auch der seelische Druck, den die Dauerkommunikation und die niemals nachlassende Nachrichtenflut ausüben. Die Gesellschaften werden Methoden finden müssen, wie man damit umgeht. Und es werden Probleme auftauchen, die niemand vorhergesehen hat. Die Vernetzung wäre die erste Technikrevolution, die nicht auch ihre ungeahnten Schattenseiten hätte.
Marc Andreessen ist eine Legende des Internetzeitalters. Der massige, heute 41-jährige Informatiker, zündete 1993 den Brandsatz, der half, das Internet zu der beherrschenden Technik zu machen, die es heute ist: Er und ein Freund entwickelten den ersten massentauglichen Internetbrowser. Das Geschäft damit funktionierte nur ein paar Jahre, aber da war Andreessen längst Millionär und woanders. Seine Risikokapitalfirma investierte in Firmenneugründungen wie Facebook, Twitter und einige andere. Nun hat der Internetpionier ein neues Zukunftsfeld ausgemacht: Zusammen mit dem Konkurrenten Kleiner Perkins - einst der Geldgeber von Google - und dem Risikokapitalzweig von Google tat er sich zusammen, um Geld in Projekte rund um eine Brille zu stecken.
Google Glass ist natürlich nicht irgendeine Brille, sondern ein hochtechnisiertes elektronisches Gerät, das die Realität mit einer virtuellen Ebene überlagern soll. Ausgewählten Bewerbern sollen schon bald Prototypen zur Verfügungen gestellt werden, damit diese die nötigen Dienste und Programme entwickeln können. Denkbar ist, dass einem auf die Glasscheibe Hinweise eingeblendet werden, wie man von A nach B oder zur nächsten U-Bahnstation kommt. Die Brille wird auch Bilder schießen können, wenn man mit dem Augenlid dazu den Befehl gibt, sie wird Videos aufzeichnen - eigentlich all das tun, was auch ein Smartphone kann. Nur dass es keines ist. Und genau darum geht es.

Der Google-Gründer Sergey Brin mit der "Google Glass". Das Gerät soll für den Nutzer die Realität mit der virtuellen Welt verschmelzen.
Man benutzt Smartphones nicht, weil man das unbedingt genau so haben will. Sie sind vielmehr Vehikel für etwas Größeres: für die mobile Nutzung des Internets. Es sind Vehikel, von denen man annehmen darf, dass ihre Zeit begrenzt sein wird. Interpretiert man sie als persönlichen Kommunikator, dann wäre der beste Kommunikator doch einer, der nicht kaputtgeht, wenn man ihn aufs Pflaster fallen lässt, und den man nicht im Taxi liegen lassen kann. Weil es ihn gar nicht mehr als Gerät gibt, sondern als eine Dienstleistung, die man - egal wo - abruft. Die Geräte selbst werden dabei immer mehr in den Hintergrund treten, werden ersetzt von immer kleineren Bauteilen, die in der Kleidung verschwinden.
Es wird dann kaum mehr nötig sein, mit den Fingern auf einem Bildschirm herum zu schmieren. Die Geräte müssen auch gar nicht mehr so viel leisten wie ein heutiges Smartphone. Die Intelligenz wird in der Umgebung stecken, wo winzige Sensoren gewaltige Rechenzentren mit Daten füttern und die persönlichen Geräte bloß noch das Ergebnis abrufen müssen. Sie werden dies auf unseren Wink hin tun, sie werden auf Fragen reagieren und an unserem Gesichtsausdruck erkennen, ob uns etwas gefällt oder nicht - allesamt Techniken, an denen längst gearbeitet wird und deren Vorboten man schon kaufen kann.
Autos der Oberklasse blenden auf die Frontscheibe ein, welche der drei Abzweigungen die richtige ist, überwachen mit Kameras im Fahrzeug, ob der Fahrer noch wach genug ist, und programmieren dank einer Spracherkennung das eingebaute Navi fast so, als würde man in einem Taxi sitzend das Ziel angeben. Microsofts Spielkonsole Xbox oder die teuersten Fernseher von Samsung lassen sich ebenfalls mit Sprachbefehlen und mit Gesten steuern - einige Beispiele von vielen.
Die Entwicklung steht noch an ihrem Anfang, aber sie vollzieht sich so schnell wie noch keine vor ihr. Seit einigen Jahren- mit Apples erstem iPhone von 2007 als Initialzündung - ist die jüngere Generation ohne ihr internetfähiges Handy kaum noch vorstellbar. Was aber war das Bedürfnis, das so dringend gestillt werden musste, dass sich pro Jahr Abermillionen dieser ja nicht eben billigen Geräte absetzen lassen? Dass Neuvorstellungen der Branchenführer Samsung und Apple nahezu kultisch zelebriert werden? Es ist vor allem ein zutiefst menschliches: das nach Kommunikation.
Auch mit herkömmlichen Handys war es zwar schon möglich, per Kurznachrichten Kontakt zu halten, manche konnten auch schon E-Mails versenden und Internetseiten anzeigen. Den Durchbruch aber brachten zwei Dinge: Die Bedienung über berührungsempfindliche Bildschirme und die Entwicklung der sozialen Netzwerke. Die sogenannten Touchscreens sind nicht nur intuitiver zu steuern als konventionelle Geräte mit Tastatur oder Stift, die verfügbare Bildschirmfläche ist auch größer - und groß genug kann die kaum sein, wie die Entwicklung der jüngsten Smartphone-Generation deutlich macht. Auf den brillanten und scharfen Displays lassen sich Fotos und Videos anzeigen, über Dienste wie Facebook und Twitter stehen die Nutzer in ständigem Kontakt zu ihrem digitalen Dunstkreis. Dass man mit den Geräten auch noch telefonieren kann, ist da fast schon zum Nebeneffekt geworden.
Diese Entwicklung, die ganz offenbar unaufhaltsam fortschreitet und nicht selten mit den Versprechen nach mehr Offenheit und Demokratie in Verbindung gebracht wird, birgt auch Risiken. Da sind zum einen die Datenspuren, die jeder Mensch in der digitalisierten Wert hinterlässt und die sich mit immer raffinierteren Methoden des data minings auch aus riesigen Informationsmengen herausfiltern lassen. Da ist zum anderen aber auch der seelische Druck, den die Dauerkommunikation und die niemals nachlassende Nachrichtenflut ausüben. Die Gesellschaften werden Methoden finden müssen, wie man damit umgeht. Und es werden Probleme auftauchen, die niemand vorhergesehen hat. Die Vernetzung wäre die erste Technikrevolution, die nicht auch ihre ungeahnten Schattenseiten hätte.