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"Es gab die Möglichkeit, gut zu spicken"

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In Berlin haben am Dienstag angestellte Lehrer gestreikt, obwohl gleichzeitig Abiturprüfungen stattfanden

Als die Schüler um 9.30 Uhr ihre Aufgaben für die Abiturprüfung in Biologie erhielten, verließ ihr Lehrer das Gymnasium in Berlin-Mitte. Gemeinsam mit einem Duzend Kollegen marschierte er in die Klosterstraße. Als seine Schüler um die Mittagszeit ihre Aufgabenblätter abgaben, stand ihr Lehrer vor dem Gebäude des Bildungssenats in Berlin. Im Mund hatte er eine Trillerpfeife.

Am Dienstag haben in Berlin die angestellten Lehrer gestreikt, nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mehr als 2500 der insgesamt 8000 Angestellten. Mit einem Demonstrationszug warben sie für ihre Forderungen, für eine tarifliche Eingruppierung und eine Angleichung des Gehalts an das von verbeamteten Lehrern. Es war eine bundesweit einmalige Aktion. Zumal gleichzeitig die von ihnen betreuten Schülerinnen und Schüler geprüft wurden, für das Abitur in Biologie und für den Mittleren Schulabschluss in der ersten Fremdsprache.



Die Schüler schreiben Prüfung, ein Lehrer hat die Aufsicht - das ist das gewohnte Bild. Doch was, wenn die Lehrer streiken?

Am Montag erst hatte das Arbeitsgericht Berlin den Streik genehmigt, der rot-schwarze Senat hatte eine Einstweilige Verfügung gegen die Demonstration beantragt. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Bildungssenat die Schulen angeschrieben, mit Anweisungen, wie diese sich im Streikfall verhalten sollten. Eine Sprecherin des Bildungssenats sagte, dass 'die Prüfungen ohne organisatorische Probleme durchgeführt werden konnten'. An den Schulen sei 'alles ruhig geblieben', ansonsten hätte an das Prüfungsamt ein Bericht geschickt werden müssen.

Um den Ablauf der Prüfungen gewährleisten zu können, mussten die Schulen jedoch in anderen Klassen Lehrer abziehen. Den fast 8000 angestellten Lehrkräften stehen etwa 20000 verbeamtete gegenüber. Diese mussten ihren Tag entsprechend anpassen. Am Lessing-Gymnasium in Mitte beispielsweise ist ein gutes Drittel der 75 Lehrer angestellt. Diese gingen fast komplett zu der Kundgebung. Um ausreichend Personal für die Aufsicht der Abiturprüfungen stellen zu können, musste in anderen Stufen der Unterricht ausfallen. So wurden die Eltern der Mittelstufe, also der Klassen fünf bis neun, bereits in der vergangenen Woche schriftlich gebeten, ihre Kinder an diesem Dienstag nicht in die Schule zu schicken. Für Kinder, die nicht zu Hause bleiben konnten, wurden vier Betreuungsgruppen eingerichtet, unter der Leitung von verbeamteten Lehrern. Die Prüfungen konnten auf diese Weise 'gerade so' durchgeführt werden, sagte der stellvertretende Schulleiter Manfred Heimberg. Er habe jedoch durchaus Verständnis für die streikenden Lehrer.

Auch in der Landesschülervertretung (LSV) Berlin haben sie in den vergangenen Wochen lange darüber diskutiert, wie sie zu den Streiks stehen sollen, mehrheitlich haben sie diesen letztlich befürwortet. 'Wir verstehen, dass die Lehrer nur so Druck ausüben können', sagte LSV-Koordinator Micha Schmidt, 'ob sie verbeamtet werden, interessiert uns allerdings nicht. Wir unterstützen den Streik, wenn es dadurch mehr Lehrpersonal für zeitgemäße Bildung gibt.' Schmidt berichteten am Dienstagmittag mehrere Prüflinge, dass es durchaus Probleme gab. Schüler erzählten, dass die Prüfungen zwar entspannt verlaufen seien, dass teilweise aber nicht ausreichend Aufsichtspersonal im Raum war. 'Es gab schon die Möglichkeit, gut zu spicken', sagte ein Schüler.

Sollte sich die Finanzverwaltung Berlin nicht bald auf die angestellten Lehrer zubewegen, hat die Gewerkschaft weitere großflächige Protestaktionen für die dritte Maiwoche angekündigt. Es ist die Woche, in der die Abiturienten mündlich geprüft werden.

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