CNN-Chef Jeff Zucker setzt alles daran, seine Senderkette vom TV ins Internet zu erweitern. Er ist dabei optimistischer als früher
In der Onlineredaktion von CNN klingelt dauernd das Telefon. Wie viele Klicks kriegt diese Geschichte? Finden die Leser dieses Thema spannender oder jenes?, fragt dann die Stimme. Es ist die Stimme des Chefs. Man könnte meinen, dass sich der Präsident des großen amerikanischen Nachrichtensenders, der Chef von 23 Medienkanälen in sechs Sprachen, nicht höchstpersönlich in solche Alltagsfragen einmischen würde. Aber Jeff Zucker, seit Anfang des Jahres Chef von CNN Worldwide, hat eine Mission: Online und Fernsehen sollen eins werden, Geschichten, die im Internet gelesen werden, sollen auch im Fernsehen groß laufen und andersherum - da gehören Anrufe bei CNN.com zum Tagesprogramm.
Zucker hat CNN übernommen in einer Zeit sinkender Einschaltquoten. Die Rivalen Fox News und MSNBC jagen dem Sender auf der rechten und linken Seite des politischen Spektrums Zuschauer ab. Der neue Rivale Al Jazeera America, der kommenden Dienstag den Sendebetrieb aufnimmt, wirbt Starreporter ab. Außerdem lesen immer mehr Menschen ihre Nachrichten lieber im Netz oder schauen Internet-Videos, als den Fernseher anzuschalten. Für Breaking News, wenn beim Boston Marathon Bomben hochgehen oder in Großbritannien ein königliches Baby geboren wird, schalten die Menschen CNN an - aber sonst nicht oft genug.
Wenn es nach CNN-Chef Jeff Zucker geht, sollten Online und Fernsehen beim amerikanischen Nachrichtensender eins werden.
Gleichzeitig wachsen die Leserzahlen auf der CNN-Website rasant auf derzeit 68 Millionen Besucher pro Monat. Keinem Medienunternehmen folgen mehr Menschen auf Twitter oder Facebook. Die Geburt des englischen Prinzen verfolgten bereits mehr Menschen auf CNN.com und auf den CNN-Apps für Smartphones und Tablets als im Fernsehen bei CNN, sagt Zucker. Der 48-Jährige war vorher Chef von NBC, eigentlich ist er seit Beginn seines Arbeitslebens ein Fernsehmann. Jetzt wird er zum Internetfreak.
"Auch in 20 Jahren wird es noch Fernsehen geben", sagt er. "In ein paar Jahren wird es uns aber ganz egal sein, ob die Leute uns auf ihrem Fernseher, dem Computer oder auf mobilen Geräten schauen. Solange sie CNN schauen."
Zucker baut CNN kräftig um und geht dabei weiter als alle anderen Fernsehsender. Bislang haben vor allem die Zeitungen dieser Welt mit dem Abgang ihrer Leser ins Internet zu kämpfen und suchen nach neuen Geschäftsmodellen. Für TV-Unternehmen war das Ganze eher ein Randthema. "Heute ist der Anfang der Zukunft", sagt Zucker nun. "Die Zukunft von CNN liegt im Digitalgeschäft genauso sehr wie im Fernsehen, wenn nicht noch mehr." Neueste Meldung: Er steckt 15 Millionen Dollar in den Ausbau des Digitalangebots - der Websites und der Apps. Ein Großteil geht in neue Technik, die dafür sorgt, dass die Internetseite und die Handy-Versionen immer genau gleich aussehen.
Und dieses Aussehen wird sich bald kräftig verändern. Einer kleinen Gruppe von Journalisten hat Zucker die aktuelle Beta-Version von CNN.com schon vorgestellt. Die Homepage wird von einem riesigen Foto oder Video dominiert, die Seite wird bunter und freundlicher und wechselt ihre Farben. Bei Breaking News ist die Seite ganz in CNN-signalrot, sonst eher dunkelblau, morgens sind die Hintergrundtöne heller, abends greller. Die Suchfunktion wird einfacher zu bedienen und Werbung soll sich besser in den Gesamtauftritt einfügen. Außerdem sollen Leser mehr zum mitmachen motiviert werden - mit Onlinekommentaren, bei Twitter oder Facebook. Im November soll die neue Seite online zu sehen sein. Schon jetzt kann man das Fernsehprogramm von CNN tagsüber live auf der Internetseite sehen, nur wer Ton haben will, muss bezahlen. Es ist eines der wenigen aktuellen Features, die auch künftig auf der Seite bleiben werden.
Noch spannender ist das Experiment mit der Redaktion. Statt prestigeträchtigen Fernsehjournalisten und im Vergleich weniger angesehenen Onlinejournalisten gibt es bei CNN künftig nur noch: Journalisten. Zucker legt die Redaktionen zusammen. Das gesamte Nachrichtengeschäft, egal in welchem Medium, wird seit wenigen Tagen von einem Mann geführt, dem ehemaligen Chef von Bloomberg TV, Andrew Morse. Von künftigen Investitionen in das Redaktionsteam werde der Internetauftritt überdurchschnittlich profitieren. "Wir arbeiten daran, dass es intern gleich beliebt wird, für Online oder TV zu arbeiten", sagt Zucker. "Das ist noch etwas schwer, weil das Fernsehen ja so viel mehr Geld verdient. Aber wir sind auf einem guten Weg."
Stichwort Geld: Zucker hat einmal einen Satz gesagt, der ihn seit Jahren verfolgt. Die Medienbranche, insbesondere das Fernsehen, tausche in der Jagd um Anzeigenerlöse "analoge Dollar gegen digitale Pennies". Fünf Jahre ist das her - und inzwischen sieht Zucker das anders. Inzwischen, sagt er, bessere sich die Lage, inzwischen könne man auch mit Anzeigen im Internet Geld verdienen. Zwar noch keine Dollar, aber zumindest schon mehr als 25-Cent-Stücke, "wir tauschen analoge Dollar gegen ein bisschen mehr als digitale Quarter", sagt Zucker heute.
Unternehmen sind bislang nicht bereit, für Anzeigen im Internet die gleichen Preise zu bezahlen wie im Fernsehen oder in Zeitungen. "Die Werbewelt ist noch nicht so weit wie wir", sagt der CNN-Chef. "Das wird sich aber ändern." Welchen Anteil am Umsatz die digitalen Angebote inzwischen beisteuern, will er nicht sagen. Nur so viel: Der Anteil wachse und die Internetmedien seien seit mehr als zehn Jahren profitabel.
Im Ausland sei es einfacher, gute Preise für Werbung bei CNN zu verlangen. Dort sei CNN kein Massensender wie in Amerika, sondern ein Nischenprodukt. "Unsere Zuschauer im Ausland sind weltgewandt, mehrsprachig und meist recht wohlhabend", sagt CNN-Digitalchef KC Estenson. Das sei für Anzeigenkunden eine interessante Zielgruppe. Auch an den Internetangeboten von CNN wächst das Interesse aus dem Ausland. Das Unternehmen plane deshalb, weitere Internetseiten in anderen Sprachen als Englisch auf den Markt zu bringen. "Wir schauen uns natürlich auch Deutschland oder Frankreich an", sagt der Digitalchef von CNN International, Peter Bale, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Priorität habe aber momentan China. Er suche in Ländern wie Deutschland mit großem Medienangebot nach Möglichkeiten, mit vernünftigem Kostenaufwand eine Internetnachrichtenseite zu betreiben, sagt Bale. Ganz leicht sei das aber nicht.
In der Onlineredaktion von CNN klingelt dauernd das Telefon. Wie viele Klicks kriegt diese Geschichte? Finden die Leser dieses Thema spannender oder jenes?, fragt dann die Stimme. Es ist die Stimme des Chefs. Man könnte meinen, dass sich der Präsident des großen amerikanischen Nachrichtensenders, der Chef von 23 Medienkanälen in sechs Sprachen, nicht höchstpersönlich in solche Alltagsfragen einmischen würde. Aber Jeff Zucker, seit Anfang des Jahres Chef von CNN Worldwide, hat eine Mission: Online und Fernsehen sollen eins werden, Geschichten, die im Internet gelesen werden, sollen auch im Fernsehen groß laufen und andersherum - da gehören Anrufe bei CNN.com zum Tagesprogramm.
Zucker hat CNN übernommen in einer Zeit sinkender Einschaltquoten. Die Rivalen Fox News und MSNBC jagen dem Sender auf der rechten und linken Seite des politischen Spektrums Zuschauer ab. Der neue Rivale Al Jazeera America, der kommenden Dienstag den Sendebetrieb aufnimmt, wirbt Starreporter ab. Außerdem lesen immer mehr Menschen ihre Nachrichten lieber im Netz oder schauen Internet-Videos, als den Fernseher anzuschalten. Für Breaking News, wenn beim Boston Marathon Bomben hochgehen oder in Großbritannien ein königliches Baby geboren wird, schalten die Menschen CNN an - aber sonst nicht oft genug.
Wenn es nach CNN-Chef Jeff Zucker geht, sollten Online und Fernsehen beim amerikanischen Nachrichtensender eins werden.
Gleichzeitig wachsen die Leserzahlen auf der CNN-Website rasant auf derzeit 68 Millionen Besucher pro Monat. Keinem Medienunternehmen folgen mehr Menschen auf Twitter oder Facebook. Die Geburt des englischen Prinzen verfolgten bereits mehr Menschen auf CNN.com und auf den CNN-Apps für Smartphones und Tablets als im Fernsehen bei CNN, sagt Zucker. Der 48-Jährige war vorher Chef von NBC, eigentlich ist er seit Beginn seines Arbeitslebens ein Fernsehmann. Jetzt wird er zum Internetfreak.
"Auch in 20 Jahren wird es noch Fernsehen geben", sagt er. "In ein paar Jahren wird es uns aber ganz egal sein, ob die Leute uns auf ihrem Fernseher, dem Computer oder auf mobilen Geräten schauen. Solange sie CNN schauen."
Zucker baut CNN kräftig um und geht dabei weiter als alle anderen Fernsehsender. Bislang haben vor allem die Zeitungen dieser Welt mit dem Abgang ihrer Leser ins Internet zu kämpfen und suchen nach neuen Geschäftsmodellen. Für TV-Unternehmen war das Ganze eher ein Randthema. "Heute ist der Anfang der Zukunft", sagt Zucker nun. "Die Zukunft von CNN liegt im Digitalgeschäft genauso sehr wie im Fernsehen, wenn nicht noch mehr." Neueste Meldung: Er steckt 15 Millionen Dollar in den Ausbau des Digitalangebots - der Websites und der Apps. Ein Großteil geht in neue Technik, die dafür sorgt, dass die Internetseite und die Handy-Versionen immer genau gleich aussehen.
Und dieses Aussehen wird sich bald kräftig verändern. Einer kleinen Gruppe von Journalisten hat Zucker die aktuelle Beta-Version von CNN.com schon vorgestellt. Die Homepage wird von einem riesigen Foto oder Video dominiert, die Seite wird bunter und freundlicher und wechselt ihre Farben. Bei Breaking News ist die Seite ganz in CNN-signalrot, sonst eher dunkelblau, morgens sind die Hintergrundtöne heller, abends greller. Die Suchfunktion wird einfacher zu bedienen und Werbung soll sich besser in den Gesamtauftritt einfügen. Außerdem sollen Leser mehr zum mitmachen motiviert werden - mit Onlinekommentaren, bei Twitter oder Facebook. Im November soll die neue Seite online zu sehen sein. Schon jetzt kann man das Fernsehprogramm von CNN tagsüber live auf der Internetseite sehen, nur wer Ton haben will, muss bezahlen. Es ist eines der wenigen aktuellen Features, die auch künftig auf der Seite bleiben werden.
Noch spannender ist das Experiment mit der Redaktion. Statt prestigeträchtigen Fernsehjournalisten und im Vergleich weniger angesehenen Onlinejournalisten gibt es bei CNN künftig nur noch: Journalisten. Zucker legt die Redaktionen zusammen. Das gesamte Nachrichtengeschäft, egal in welchem Medium, wird seit wenigen Tagen von einem Mann geführt, dem ehemaligen Chef von Bloomberg TV, Andrew Morse. Von künftigen Investitionen in das Redaktionsteam werde der Internetauftritt überdurchschnittlich profitieren. "Wir arbeiten daran, dass es intern gleich beliebt wird, für Online oder TV zu arbeiten", sagt Zucker. "Das ist noch etwas schwer, weil das Fernsehen ja so viel mehr Geld verdient. Aber wir sind auf einem guten Weg."
Stichwort Geld: Zucker hat einmal einen Satz gesagt, der ihn seit Jahren verfolgt. Die Medienbranche, insbesondere das Fernsehen, tausche in der Jagd um Anzeigenerlöse "analoge Dollar gegen digitale Pennies". Fünf Jahre ist das her - und inzwischen sieht Zucker das anders. Inzwischen, sagt er, bessere sich die Lage, inzwischen könne man auch mit Anzeigen im Internet Geld verdienen. Zwar noch keine Dollar, aber zumindest schon mehr als 25-Cent-Stücke, "wir tauschen analoge Dollar gegen ein bisschen mehr als digitale Quarter", sagt Zucker heute.
Unternehmen sind bislang nicht bereit, für Anzeigen im Internet die gleichen Preise zu bezahlen wie im Fernsehen oder in Zeitungen. "Die Werbewelt ist noch nicht so weit wie wir", sagt der CNN-Chef. "Das wird sich aber ändern." Welchen Anteil am Umsatz die digitalen Angebote inzwischen beisteuern, will er nicht sagen. Nur so viel: Der Anteil wachse und die Internetmedien seien seit mehr als zehn Jahren profitabel.
Im Ausland sei es einfacher, gute Preise für Werbung bei CNN zu verlangen. Dort sei CNN kein Massensender wie in Amerika, sondern ein Nischenprodukt. "Unsere Zuschauer im Ausland sind weltgewandt, mehrsprachig und meist recht wohlhabend", sagt CNN-Digitalchef KC Estenson. Das sei für Anzeigenkunden eine interessante Zielgruppe. Auch an den Internetangeboten von CNN wächst das Interesse aus dem Ausland. Das Unternehmen plane deshalb, weitere Internetseiten in anderen Sprachen als Englisch auf den Markt zu bringen. "Wir schauen uns natürlich auch Deutschland oder Frankreich an", sagt der Digitalchef von CNN International, Peter Bale, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Priorität habe aber momentan China. Er suche in Ländern wie Deutschland mit großem Medienangebot nach Möglichkeiten, mit vernünftigem Kostenaufwand eine Internetnachrichtenseite zu betreiben, sagt Bale. Ganz leicht sei das aber nicht.