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Verloren im American Dream

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Der Berliner Filmemacher Thomas Arslan hat seine Stadt verlassen und im kanadischen Norden gedreht - "Gold", mit Nina Hoss als Pionierin

Doch, es ist schon gut, dass die Deutschen fürs Erste unter sich bleiben in dieser Geschichte, die Dutchmen, wie man sie damals nannte, im Jahr 1898, als aus aller Welt die Menschen nach British Columbia strömten, ins kanadische Klondike-Land, wo es dort faustgroße Goldnuggets geben sollte und das man nur erreichte durch einen wochenlangen, strapaziösen, gefahrreichen Ritt durch die Wildnis, bei dem nur wenige das Ziel erreichten. Aber - etwas Besseres als den Tod, so sahen es diese Menschen, fänden sie allemal.



Nina Hoss als Pionierin in "Gold"

Thomas Arslan hat - überraschend - außerhalb seiner Stadt Berlin gedreht, in einem fremden Land, jenseits der Zivilisation und an den Ursprüngen des Kinos. Es beginnt mit der Einfahrt eines Zuges in den Bahnhof von Ashcroft, das ist die letzte Station vor der Wildnis, dem Nichts. Emily Meyer ist unter denen, die aussteigen, eine junge Deutsche, die von Bremen über den Atlantik kam, sie spricht kaum von der Heimat und der Vergangenheit, hat keine Zukunft dort für sich gesehen. Sie geht, einen Koffer und eine Tasche in den Händen, langsam voran, an dem Corral mit seinen Pferden vorbei, dann die erste Straße des Ortes, ein Schluck Wasser aus einem kleinen Brunnen am Straßenrand. Nina Hoss ist Emily Meyer, sehr aufrechte Haltung, Blicke nach links und nach rechts, sich selbst behauptend als Frau in einer Männergesellschaft, sie macht das sehr pragmatisch und spröde und manchmal auch ein wenig kokett. Sie schließt sich einem kleinen Trupp Deutscher an, alles bürgerlich-biederer Mittelstand, dem 19.Jahrhundert verhaftet und in keiner Weise fähig, dem American Dream, der modernen Zeit sich zu öffnen.

Es ist eine neue Dimension und eine neue Dynamik, die Thomas Arslan hier probiert, seine Berliner Filme, von 'Dealer' bis 'Im Schatten', waren zirkulär, folgen einsamen Männern und Frauen auf ihren Wegen durch die Stadt, beim Versuch, zwischen den verschiedenen Orten ein Muster zu etablieren fürs Leben und Handeln. In 'Gold' gibt nun ein Ziel den Weg vor, und die Bewegung dorthin scheint endlos und monoton. Nahe an den Figuren zu sein und die Weite des Raums zu erzählen, das war das Programm, sagt Arslan, der Film wechselt zwischen langsamen durchrittenen Totalen und der Klaustrophobie dichter Wälder, in denen man sich ohne Orientierung bewegt und in die sich schließlich einer der letzten Überlebenden freiwillig verliert.

Es sind sehr deutsche Motivationen und Besessenheiten, die dem Film dramatisches Potenzial geben, in der besten Tradition deutscher Wildwestgeschichten, von Friedrich Gerstäcker bis Karl May. Exodus, sagt Arslan, der türkisch-deutscher Abstammung ist, das ist kein wirklich deutsches Thema, man empfindet sich, heute, vor allem als Immigrationsland. Die Elemente sind alle da - Pferde, Planwagen, Lagerfeuer, Flussüberquerung, Rache & Verfolgung & Shootout -, aber es ist kein wirklicher Western, das Genre interessiert Arslan nicht unbedingt. Er dokumentiert den Stoizismus der kleinen Handlungen, den seine Akteure entwickeln, wenn sie mit Zaum- und Sattelzeug hantieren, auf- und absteigen, sich auf den Pferden halten.

Noch lieber als Nina Hoss schaut man dabei Uwe Bohm zu, der in diesem Film die Kindlichkeit und Unschuld zurückgewinnt, die er in den Siebzigern hatte in 'Nordsee ist Mordsee' und 'Moritz, lieber Moritz'. Er ist ein Reporter, der anfangs eher angeberisch und unprofessionell daherkommt, aber dann merkt man, er kann mit seiner Kamera mit dem Land eine Beziehung eingehen, mit den Leuten kommunizieren, die es sich erobern wollen.

Gold, D 2013 - Regie, Buch: Thomas Arslan. Kamera: Patrick Orth. Musik: Dylan Carlson. Schnitt: Bettina Böhler. Mit: Nina Hoss, Marko Mandic, Uwe Bohm, Lars Rudolph, Peter Kurth, Rosa Enskat, Wolfgang Packhäuser. Piffl Medien, 101 Minuten.

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