Wo ist Rudolf Elmer? Der 59-jährige Schweizer Whistleblower sieht normalerweise aus wie ein Buchhalter, unauffällige Brille, dunkles Hemd, sorgenvolle Falten auf der Stirn. Erst als der Richter das Wort an den Mann im Kapuzen-Pullover richtet, wird es klar: Das ist Rudolf Elmer. Fellgefütterte Lederjacke, Turnschuhe, kuschliger Schal, Vollbart. Mit Mühe bewegt er sich zum Redner-Pult. „Mir geht es im Moment nicht gut“, das ist sein erster Satz. Rudolf Elmer, der Mann, der Wikileaks mit Kundendaten seines früheren Arbeitgebers, der Privatbank Julius Bär fütterte, sagt, er sei nicht verhandlungsfähig. Ein Gutachter sagt etwas anderes. Elmer, der von 1994 bis 2002 führender Manager auf den Cayman Islands war, könne aussagen. Er müsse aber immer wieder Pausen machen.
Rudolf Elmer bei seiner ersten Verhandlung im Jahr 2011. Nun steht er erneut vor Gericht.
So wolle man es halten, erklärt der Richter, und beginnt, Elmer Fragen zu stellen. Wie lange er schon in Therapie sei. Ob es zutreffe, dass er Hausmann sei und seine Frau arbeiten gehe. Wie es sein könne, dass bei dem kleinen Verdienst seiner Frau und der nicht so kleinen Miete der Familie sein Vermögen auf eine Million Schweizer Franken gewachsen sei. Elmer verweigert die Aussage, wenn auch nicht konsequent. Mit den Buchverkäufen habe er kaum Einkünfte gehabt, sagt er, seine Homepage sei zeitweise von jemand anderem betreut worden. Und nein, auf den Spendenaufruf, den er auf der Homepage gestartet hatte, habe niemand reagiert.
Die Vorwürfe, um die es an diesem Mittwoch vor dem Bezirksgericht Zürich geht, beziehen sich vor allem auf die Jahre 2007 und 2008. Elmers Anwältin beantragt daher, den Prozess gar nicht erst beginnen zu lassen: Nach sieben Jahren sei der Vorwurf der Bankgeheimnisverletzung verjährt. Und da man annimmt, dass Elmer Anfang Dezember 2007 begonnen hat, die Daten bei Wikileaks hochzuladen, dürfe man ihn im Dezember 2014 nicht mehr anklagen.
Doch der Prozess geht weiter. Man werde über diese Frage im Urteil entscheiden, befindet der Richter, und gibt der Justiz die Gelegenheit, Elmer zu befragen. Der antwortet, unterbrochen von Hustenanfällen, immer gleich: Er wolle nichts sagen. Auch die Urkundenfälschung, die ihm zur Last gelegt wird, kommentiert er so wenig wie möglich. Es geht um ein Schreiben an Kanzlerin Angela Merkel, das Elmer am 26. November 2007 auf Wikileaks publizierte. Es war so verfasst, dass es aussehen musste, als sei Merkel Kundin bei Julius Bär und halte dort zweifelhafte Offshore-Konstrukte. Elmer bezeichnete den Brief als Test, den er verfasst habe, um herauszufinden, ob Wikileaks brisantes Material publiziere. Mit großen Namen hat der Whistleblower kein Problem. Der damalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück wurde im Frühjahr 2009 von Elmer angeschrieben. Die Verhandlung ist die zweite gegen Rudolf Elmer. Schon 2011 wurde ihm vorgeworfen, Daten weitergegeben zu haben.
Der Whistleblower selbst äußerte Vorbehalte gegenüber dem Vorgehen der Zürcher Staatsanwaltschaft. Es sei unzulässig, ihn in der Schweiz anzuklagen, weil er die Daten als Angestellter der Julius Bär auf den Cayman Islands gewonnen habe. Damit unterliege er nicht dem schweizerischen Recht. Im Gerichtssaal sah man das anders. Elmer sei bei der Schweizer AHV sozialversichert und somit Angestellter einer Schweizer Firma gewesen.
Und die Daten-CDs, die Elmer 2011 medienwirksam Wikileaks-Sprecher Julian Assange übergeben hatte? Leer, sagt der Angeklagte. „Sie haben die Journalisten in London getäuscht?“ fragt der Richter. Elmer nickt. Ihm etwas anderes nachzuweisen, dürfte schwierig werden.
Einige Aktivisten waren zu seiner Unterstützung gekommen, trugen T-Shirts mit Aufschriften wie „Free Whistleblower“. „Dürfte ich noch eine Frage stellen?“ kam es von der Zuschauerbank. Der Richter verneinte, die Beweisaufnahme war beendet. Eine halbe Stunde später sollten die Plädoyers gehalten werden. Elmer drohen 42 Monate Haft.
Doch auf dem Weg zurück in den Gerichtssaal brach der 59-Jährige zusammen. Sanitäter wurden gerufen, Rudolf Elmer zur Klärung seiner gesundheitlichen Situation ins Krankenhaus gebracht. Wann der Prozess weitergeht, ist unklar.
Rudolf Elmer bei seiner ersten Verhandlung im Jahr 2011. Nun steht er erneut vor Gericht.
So wolle man es halten, erklärt der Richter, und beginnt, Elmer Fragen zu stellen. Wie lange er schon in Therapie sei. Ob es zutreffe, dass er Hausmann sei und seine Frau arbeiten gehe. Wie es sein könne, dass bei dem kleinen Verdienst seiner Frau und der nicht so kleinen Miete der Familie sein Vermögen auf eine Million Schweizer Franken gewachsen sei. Elmer verweigert die Aussage, wenn auch nicht konsequent. Mit den Buchverkäufen habe er kaum Einkünfte gehabt, sagt er, seine Homepage sei zeitweise von jemand anderem betreut worden. Und nein, auf den Spendenaufruf, den er auf der Homepage gestartet hatte, habe niemand reagiert.
Die Vorwürfe, um die es an diesem Mittwoch vor dem Bezirksgericht Zürich geht, beziehen sich vor allem auf die Jahre 2007 und 2008. Elmers Anwältin beantragt daher, den Prozess gar nicht erst beginnen zu lassen: Nach sieben Jahren sei der Vorwurf der Bankgeheimnisverletzung verjährt. Und da man annimmt, dass Elmer Anfang Dezember 2007 begonnen hat, die Daten bei Wikileaks hochzuladen, dürfe man ihn im Dezember 2014 nicht mehr anklagen.
Doch der Prozess geht weiter. Man werde über diese Frage im Urteil entscheiden, befindet der Richter, und gibt der Justiz die Gelegenheit, Elmer zu befragen. Der antwortet, unterbrochen von Hustenanfällen, immer gleich: Er wolle nichts sagen. Auch die Urkundenfälschung, die ihm zur Last gelegt wird, kommentiert er so wenig wie möglich. Es geht um ein Schreiben an Kanzlerin Angela Merkel, das Elmer am 26. November 2007 auf Wikileaks publizierte. Es war so verfasst, dass es aussehen musste, als sei Merkel Kundin bei Julius Bär und halte dort zweifelhafte Offshore-Konstrukte. Elmer bezeichnete den Brief als Test, den er verfasst habe, um herauszufinden, ob Wikileaks brisantes Material publiziere. Mit großen Namen hat der Whistleblower kein Problem. Der damalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück wurde im Frühjahr 2009 von Elmer angeschrieben. Die Verhandlung ist die zweite gegen Rudolf Elmer. Schon 2011 wurde ihm vorgeworfen, Daten weitergegeben zu haben.
Der Whistleblower selbst äußerte Vorbehalte gegenüber dem Vorgehen der Zürcher Staatsanwaltschaft. Es sei unzulässig, ihn in der Schweiz anzuklagen, weil er die Daten als Angestellter der Julius Bär auf den Cayman Islands gewonnen habe. Damit unterliege er nicht dem schweizerischen Recht. Im Gerichtssaal sah man das anders. Elmer sei bei der Schweizer AHV sozialversichert und somit Angestellter einer Schweizer Firma gewesen.
Und die Daten-CDs, die Elmer 2011 medienwirksam Wikileaks-Sprecher Julian Assange übergeben hatte? Leer, sagt der Angeklagte. „Sie haben die Journalisten in London getäuscht?“ fragt der Richter. Elmer nickt. Ihm etwas anderes nachzuweisen, dürfte schwierig werden.
Einige Aktivisten waren zu seiner Unterstützung gekommen, trugen T-Shirts mit Aufschriften wie „Free Whistleblower“. „Dürfte ich noch eine Frage stellen?“ kam es von der Zuschauerbank. Der Richter verneinte, die Beweisaufnahme war beendet. Eine halbe Stunde später sollten die Plädoyers gehalten werden. Elmer drohen 42 Monate Haft.
Doch auf dem Weg zurück in den Gerichtssaal brach der 59-Jährige zusammen. Sanitäter wurden gerufen, Rudolf Elmer zur Klärung seiner gesundheitlichen Situation ins Krankenhaus gebracht. Wann der Prozess weitergeht, ist unklar.