Sie sind zornig, und sie gehen – nicht nur des Geldes wegen. In Tschechien, Polen und anderen Ländern Mittel- und Osteuropas haben junge Ärzte in den vergangenen Jahren zu Tausenden ihre Heimat verlassen, und sie tun es immer noch. Sie wandern aus in westliche EU-Länder, vor allem nach Deutschland. Dort füllen sie in den Krankenhäusern die Lücken, die durch den Abmarsch deutscher Mediziner nach Skandinavien oder in die Schweiz entstehen.
Mediziner sind in Osteuropa unterbezahlt. Deswegen gehen viele von ihnen nach Westeuropa, vor allem nach Deutschland. Die Leidtragenden sind die Patienten in den Herkunftsländern.
Die Leidtragenden dieser Rotation sind die Patienten in den Herkunftsländern der Migranten. In Tschechien, Polen, der Slowakei, Ungarn, Bulgarien und Rumänien herrscht im Gesundheitswesen ein dramatischer Notstand, vor allem in ländlichen Gebieten. Kliniken sind hoffnungslos unterbesetzt, in den Praxen gibt es unmäßig lange Wartezeiten. Doch die Bemühungen der Regierungen um Verbesserungen kommen seit Jahren kaum voran. Bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen verschärft dies nur den Frust – und treibt noch weitere Frauen und Männer zur Emigration, nicht nur Doktoren, sondern auch Pflegepersonal.
Dabei hatte die Entwicklung schon vor ein paar Jahren einen Siedepunkt erreicht, an dem die Politiker grundlegende Verbesserungen versprachen. In Tschechien, Polen, der Slowakei und Ungarn demonstrierten damals Zehntausende Mediziner und Krankenschwestern immer wieder für Gehaltserhöhungen sowie für eine Verbesserung der Ausbildung und der Arbeitsbedingungen. Unter dem Motto „Danke, wir gehen“ kam es in Tschechien zu einer spektakulären Protestaktion: Rund 4000 der 16000 Krankenhausärzte reichten am Jahresende 2010 ihre Kündigungen ein.
In erster Linie verlangten sie mehr Geld. Ihre Monatsgehälter lagen bei rund 2000 Euro, eine Unzahl Überstunden inklusive. In Deutschland bot man ihnen mehr als das Doppelte.
Der damalige tschechische Gesundheitsminister versprach spürbare Anhebungen, doch wurde dies bis heute nicht wirklich erfüllt. Vor drei Wochen immerhin beschloss das Parlament in Prag für 2015 für die Beschäftigten der Kliniken eine Gehalts-Aufstockung um fünf Prozent.
Nach den Worten von Milan Kubik, dem Präsidenten der tschechischen Ärztekammer, zählt neben der miserablen Entlohnung zu den Gründen für die Abwanderung auch das „sehr abschreckende System der medizinischen Facharztausbildung“. Junge Mediziner müssten viel zu lange auf eine Spezialisierung warten und würden derweil in den Unikliniken als billige Arbeitskräfte ausgenutzt.
Eine Umkehr des negativen Trends ist deshalb nicht gelungen. 2013 verließen erneut 330 Ärzte das Land, im ersten Halbjahr 2014 waren es wieder 239. Und die Deutschen lassen nicht nach mit ihren Lockungen. Erst am letzten November-Wochenende fand in Prag wieder eine Internationale Job-Messe für Medizin und Gesundheit statt, die sechste in Folge, bei der 31 Kliniken und andere Gesundheitseinrichtungen rund 500 freie Stellen an 120 Orten in ganz Deutschland offerierten.
In anderen Ländern ist die Lage nicht viel anders als in Tschechien. Aus Polen sind nach einem Bericht der Zeitschrift WSieci seit dem Ende des Kommunismus 1989 schon schätzungsweise 17000 bis 22000 Ärzte emigriert, vor allem nach Deutschland, Großbritannien, Irland oder Norwegen. Dort lägen die Gehälter um ein Fünf- oder Sechsfaches über dem polnischen Niveau, schrieb das Blatt. Diejenigen, die bleiben, führen zähe Kämpfe, bis heute. In den vergangenen Tagen kam es wieder zu Streiks und zur Schließung zahlreicher Polikliniken, weil ein Teil der niedergelassenen Ärzte das Angebot des Warschauer Gesundheitsministeriums für die Vergütung im Jahr 2015 nicht akzeptiert.
Auch Ungarn und die Slowakei haben medizinisches Personal in hellen Scharen verloren, ebenso Bulgarien. Besonders stark betroffen ist Rumänien, wo nach Angaben des dortigen Ärzteverbandes seit 1990 rund 21000 Ärzte die Flucht ergriffen, davon zwei Drittel, 14000, seit dem EU-Beitritt 2007. Wie Verbandspräsident Vasile Astãrãstoae im April 2014 erklärte, arbeiteten schon damals 4300 rumänische Ärzte in Frankreich, 4000 in Groß-Britannien und 3100 in Deutschland. Im Land selber ging die Zahl der Mediziner zwischen 2011 und 2014 um ein Drittel zurück, nämlich von 21400 auf 14100 zurück.
Auf europäischem Niveau führt dies zu Verzerrungen, die das ohnehin bestehende Ungleichgewicht zwischen reichen und armen Ländern in der EU noch verschärfen. Verbandspräsident Vasile Astãrãstoae weist darauf hin, dass Rumänien für die Ausbildung junger Ärzte, die jetzt im Ausland arbeiten, rund 3,5 Milliarden Euro ausgegeben habe – und es bekomme dafür keinen Euro zurück. Das Resultat: auf dem Land in Rumänien sei die Lage mittlerweile dramatisch.
Mediziner sind in Osteuropa unterbezahlt. Deswegen gehen viele von ihnen nach Westeuropa, vor allem nach Deutschland. Die Leidtragenden sind die Patienten in den Herkunftsländern.
Die Leidtragenden dieser Rotation sind die Patienten in den Herkunftsländern der Migranten. In Tschechien, Polen, der Slowakei, Ungarn, Bulgarien und Rumänien herrscht im Gesundheitswesen ein dramatischer Notstand, vor allem in ländlichen Gebieten. Kliniken sind hoffnungslos unterbesetzt, in den Praxen gibt es unmäßig lange Wartezeiten. Doch die Bemühungen der Regierungen um Verbesserungen kommen seit Jahren kaum voran. Bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen verschärft dies nur den Frust – und treibt noch weitere Frauen und Männer zur Emigration, nicht nur Doktoren, sondern auch Pflegepersonal.
Dabei hatte die Entwicklung schon vor ein paar Jahren einen Siedepunkt erreicht, an dem die Politiker grundlegende Verbesserungen versprachen. In Tschechien, Polen, der Slowakei und Ungarn demonstrierten damals Zehntausende Mediziner und Krankenschwestern immer wieder für Gehaltserhöhungen sowie für eine Verbesserung der Ausbildung und der Arbeitsbedingungen. Unter dem Motto „Danke, wir gehen“ kam es in Tschechien zu einer spektakulären Protestaktion: Rund 4000 der 16000 Krankenhausärzte reichten am Jahresende 2010 ihre Kündigungen ein.
In erster Linie verlangten sie mehr Geld. Ihre Monatsgehälter lagen bei rund 2000 Euro, eine Unzahl Überstunden inklusive. In Deutschland bot man ihnen mehr als das Doppelte.
Der damalige tschechische Gesundheitsminister versprach spürbare Anhebungen, doch wurde dies bis heute nicht wirklich erfüllt. Vor drei Wochen immerhin beschloss das Parlament in Prag für 2015 für die Beschäftigten der Kliniken eine Gehalts-Aufstockung um fünf Prozent.
Nach den Worten von Milan Kubik, dem Präsidenten der tschechischen Ärztekammer, zählt neben der miserablen Entlohnung zu den Gründen für die Abwanderung auch das „sehr abschreckende System der medizinischen Facharztausbildung“. Junge Mediziner müssten viel zu lange auf eine Spezialisierung warten und würden derweil in den Unikliniken als billige Arbeitskräfte ausgenutzt.
Eine Umkehr des negativen Trends ist deshalb nicht gelungen. 2013 verließen erneut 330 Ärzte das Land, im ersten Halbjahr 2014 waren es wieder 239. Und die Deutschen lassen nicht nach mit ihren Lockungen. Erst am letzten November-Wochenende fand in Prag wieder eine Internationale Job-Messe für Medizin und Gesundheit statt, die sechste in Folge, bei der 31 Kliniken und andere Gesundheitseinrichtungen rund 500 freie Stellen an 120 Orten in ganz Deutschland offerierten.
In anderen Ländern ist die Lage nicht viel anders als in Tschechien. Aus Polen sind nach einem Bericht der Zeitschrift WSieci seit dem Ende des Kommunismus 1989 schon schätzungsweise 17000 bis 22000 Ärzte emigriert, vor allem nach Deutschland, Großbritannien, Irland oder Norwegen. Dort lägen die Gehälter um ein Fünf- oder Sechsfaches über dem polnischen Niveau, schrieb das Blatt. Diejenigen, die bleiben, führen zähe Kämpfe, bis heute. In den vergangenen Tagen kam es wieder zu Streiks und zur Schließung zahlreicher Polikliniken, weil ein Teil der niedergelassenen Ärzte das Angebot des Warschauer Gesundheitsministeriums für die Vergütung im Jahr 2015 nicht akzeptiert.
Auch Ungarn und die Slowakei haben medizinisches Personal in hellen Scharen verloren, ebenso Bulgarien. Besonders stark betroffen ist Rumänien, wo nach Angaben des dortigen Ärzteverbandes seit 1990 rund 21000 Ärzte die Flucht ergriffen, davon zwei Drittel, 14000, seit dem EU-Beitritt 2007. Wie Verbandspräsident Vasile Astãrãstoae im April 2014 erklärte, arbeiteten schon damals 4300 rumänische Ärzte in Frankreich, 4000 in Groß-Britannien und 3100 in Deutschland. Im Land selber ging die Zahl der Mediziner zwischen 2011 und 2014 um ein Drittel zurück, nämlich von 21400 auf 14100 zurück.
Auf europäischem Niveau führt dies zu Verzerrungen, die das ohnehin bestehende Ungleichgewicht zwischen reichen und armen Ländern in der EU noch verschärfen. Verbandspräsident Vasile Astãrãstoae weist darauf hin, dass Rumänien für die Ausbildung junger Ärzte, die jetzt im Ausland arbeiten, rund 3,5 Milliarden Euro ausgegeben habe – und es bekomme dafür keinen Euro zurück. Das Resultat: auf dem Land in Rumänien sei die Lage mittlerweile dramatisch.