Wenn einem jemand mitteilt, er sei „Straight Outta Compton“, dann ist das nur bedingt ein Hinweis auf seinen Heimatort. „Straight Outta Compton“, das bedeutet übersetzt: Ich habe im wirklichen Leben mehr schlimme Dinge gesehen als du in deinen Albträumen. Und es bedeutet: Wenn du dich mit mir anlegst, dann wirst du im wirklichen Leben garantiert mehr schlimme Dinge sehen als jemals zuvor in deinen Albträumen. Wer direkt aus Compton kommt, der ist wahrscheinlich ein ganz harter Bursche aus einer der gefährlichsten Gegenden der Welt.
„Straight Outta Compton“, so hieß das erste Album der legendären Gangsta-Rap-Gruppe N.W.A., die das Image dieser Stadt im Süden von Los Angeles als Heimat der Gewaltverbrecher und Gangmitglieder zementierte. „Straight Outta Compton“, so heißt auch die Dokumentation, die gerade dort gedreht wird. Die einstigen N.W.A.-Mitglieder Dr. Dre und Ice Cube sind daran beteiligt, sie wollen den Wandel der Stadt vom Synonym für Gang-Gewalt zu einer florierenden und einigermaßen sicheren Kleinstadt porträtieren. Doch daraus wird nun erst einmal nichts: Nach einem Streit am Filmset überfuhr der einstige Musik-Boss Suge Knight mit seinem Truck zwei Männer – Terry Carter starb danach, Cle Sloan liegt mit leichten Verletzungen im Krankenhaus. Knight flüchtete zunächst und sitzt mittlerweile wegen Mordverdachtes im Gefängnis.
Hip-Hop-Mogul Suge Knight in einer Polizeistation im Oktober 2014. Der mehrfach vorbestrafte Rapper überfuhr zwei Männer und steht nun unter Mordverdacht.
Noch ermittelt die Polizei von Los Angeles, fest steht bislang nur, dass Knight am Donnerstag wegen einer heftigen Debatte mit Sloan vom Set verwiesen worden war. Kurze Zeit später kam es auf dem Parkplatz einer nicht weit von den Dreharbeiten entfernten Burgerbude erneut zum Streit. Knight schubste Sloan und überfuhr ihn beim Zurücksetzen. Beim Vorwärtsfahren rammte er dann sowohl Sloan als auch Carter. Knight wird nun vorgeworfen, die beiden Männer absichtlich überfahren zu haben - sein Anwalt James Blatt dagegen sagt, dass sein Mandant um sein Leben gefürchtet habe: „Wenn dich jemand in deinem Fahrzeug angreift und versucht, das Steuer zu ergreifen, dann hast du nicht unbedingt Kontrolle über dein Auto.“ Knight bleibt aufgrund der Anschuldigungen und früherer Delikte in Untersuchungshaft, die Kaution wurde auf zwei Millionen Dollar festgelegt, ihm drohen bis zu 30 Jahre im Gefängnis.
„Die Taten eines Mannes können die Bewegung nicht besudeln, die wir hier gestartet haben“, sagt Bürgermeisterin Aja Brown. So einfach ist das allerdings nicht. Terry Carter, 55, galt als Vaterfigur für viele der Jugendlichen in dieser trotz aller Bemühungen noch immer komplizierten Stadt. Einer, den sie „Pops“ nannten und der den jungen Leuten verklickerte, dass dieses Gangleben beschissen sei und dass sie versuchen müssten, diesem Leben durch Bildung und Arbeit entfliehen zu können. Knight dagegen ist der böse Bube auf Lebenszeit, mitverantwortlich für den schlimmen Ruf dieser Stadt. Einer, der als Herkunft stets „Straight Outta Compton“ angab, auch wenn er längst in der Millionärs-Strandstadt Malibu wohnte.
Knight, 49, ist der Gründer von Death Row Records (DRR), einem der bedeutendsten Label der Rap-Geschichte. Knight ist berühmt, vor allem aber ist er berüchtigt, weil zu seinen Verhandlungstaktiken nicht Verführung und Versprechen gehören, sondern Verbrechen und Verletzungen. Um Anfang der 90er-Jahre an den Einnahmen des Hits „Ice Ice Baby“ beteiligt zu werden - sein Klient Mario Johnson hatte Teile des Lieds geschrieben –, packte er den Rapper Vanille Ice und ließ ihn kopfüber vom Balkon eines Hotels baumeln. Mit dem erhaltenen Geld gründete er DRR, er überredete Eazy-E, den Besitzer des konkurrierenden Labels Ruthless Records, unter Zuhilfenahme eines Baseballschlägers, doch bitte schön die Künstler Dr. Dre, Michel’le und The D.O.C. freizugeben. Eine Tänzerin erinnerte er an ihre vertraglichen Pflichten, indem er ihr eine Knarre an den Kopf hielt. Den Rapper Tupac Shaker rekrutierte er durch Bereitstellen einer Kaution von 1,4Millionen Dollar. Auch Snoop Dogg, MC Hammer und Jewell waren DRR-Künstler, Knight wollte aus dem Label „das Motown der 90er machen“. 1996 hatte er sein Ziel erreicht, die Einnahmen beliefen sich auf mehr als 100 Millionen Dollar pro Jahr.
Knight pflegte trotz des kommerziellen Erfolgs den Gangsta-Lifestyle, er war einer der Initiatoren der Fehde East Coast gegen West Coast zwischen Künstlern seines Labels und dem von Sean „Puff Daddy“ Combs. Höhepunkt der Auseinandersetzungen waren die bis heute nicht aufgeklärten Morde an Tupac Shakur (1996) und Notorious B.I.G. (1997). In beiden Fällen heißt es noch immer, dass Knight eine Rolle gespielt haben könnte: Bei Shakur, weil der das Label hatte verlassen wollen. Bei B.I.G. als Rache für den Mord an Shakur.
Knight musste immer wieder wegen kleinerer und größerer Delikte ins Gefängnis (zwischen 1996 und 2004 insgesamt knapp sieben Jahre lang), Künstler wandten sich vom Label ab und schworen dem Leben als Kriminelle ab. Dr. Dre verkaufte kürzlich seine Firma „Beats“ an Apple, Ice Cube spielt in Familienfilmen mit, Snoop Dogg gibt den spirituellen Funk-Rapper und Jugend-Football-Trainer. Sich über das beschissene Leben in Compton zu beschweren, es in Liedern zu thematisieren, das war ja in Ordnung. Dieses Leben aber zu glorifizieren, auch wenn man ihm längst entflohen war, das ging dann allen doch ein wenig zu weit.
Knight jedoch blieb Gangster, auch nach dem Bankrott seines Labels im Jahr 2006. Er wurde immer wieder wegen Körperverletzung, Diebstahl und Drogenbesitzes verhaftet. Im August vergangenen Jahres wurde er auf einer Party vor einer Preisverleihung niedergeschossen, wollte jedoch keinesfalls mit der Polizei kooperieren. Nun wird ihm Mord vorgeworfen. Knight hat ganz offensichtlich nicht verstanden, dass der Ausspruch „Straight Outta Compton“ für viele Menschen, darunter auch für den verstorbenen Terry Carter, als Warnung an sich selbst gelten kann.
„Straight Outta Compton“, so hieß das erste Album der legendären Gangsta-Rap-Gruppe N.W.A., die das Image dieser Stadt im Süden von Los Angeles als Heimat der Gewaltverbrecher und Gangmitglieder zementierte. „Straight Outta Compton“, so heißt auch die Dokumentation, die gerade dort gedreht wird. Die einstigen N.W.A.-Mitglieder Dr. Dre und Ice Cube sind daran beteiligt, sie wollen den Wandel der Stadt vom Synonym für Gang-Gewalt zu einer florierenden und einigermaßen sicheren Kleinstadt porträtieren. Doch daraus wird nun erst einmal nichts: Nach einem Streit am Filmset überfuhr der einstige Musik-Boss Suge Knight mit seinem Truck zwei Männer – Terry Carter starb danach, Cle Sloan liegt mit leichten Verletzungen im Krankenhaus. Knight flüchtete zunächst und sitzt mittlerweile wegen Mordverdachtes im Gefängnis.
Hip-Hop-Mogul Suge Knight in einer Polizeistation im Oktober 2014. Der mehrfach vorbestrafte Rapper überfuhr zwei Männer und steht nun unter Mordverdacht.
Noch ermittelt die Polizei von Los Angeles, fest steht bislang nur, dass Knight am Donnerstag wegen einer heftigen Debatte mit Sloan vom Set verwiesen worden war. Kurze Zeit später kam es auf dem Parkplatz einer nicht weit von den Dreharbeiten entfernten Burgerbude erneut zum Streit. Knight schubste Sloan und überfuhr ihn beim Zurücksetzen. Beim Vorwärtsfahren rammte er dann sowohl Sloan als auch Carter. Knight wird nun vorgeworfen, die beiden Männer absichtlich überfahren zu haben - sein Anwalt James Blatt dagegen sagt, dass sein Mandant um sein Leben gefürchtet habe: „Wenn dich jemand in deinem Fahrzeug angreift und versucht, das Steuer zu ergreifen, dann hast du nicht unbedingt Kontrolle über dein Auto.“ Knight bleibt aufgrund der Anschuldigungen und früherer Delikte in Untersuchungshaft, die Kaution wurde auf zwei Millionen Dollar festgelegt, ihm drohen bis zu 30 Jahre im Gefängnis.
„Die Taten eines Mannes können die Bewegung nicht besudeln, die wir hier gestartet haben“, sagt Bürgermeisterin Aja Brown. So einfach ist das allerdings nicht. Terry Carter, 55, galt als Vaterfigur für viele der Jugendlichen in dieser trotz aller Bemühungen noch immer komplizierten Stadt. Einer, den sie „Pops“ nannten und der den jungen Leuten verklickerte, dass dieses Gangleben beschissen sei und dass sie versuchen müssten, diesem Leben durch Bildung und Arbeit entfliehen zu können. Knight dagegen ist der böse Bube auf Lebenszeit, mitverantwortlich für den schlimmen Ruf dieser Stadt. Einer, der als Herkunft stets „Straight Outta Compton“ angab, auch wenn er längst in der Millionärs-Strandstadt Malibu wohnte.
Knight, 49, ist der Gründer von Death Row Records (DRR), einem der bedeutendsten Label der Rap-Geschichte. Knight ist berühmt, vor allem aber ist er berüchtigt, weil zu seinen Verhandlungstaktiken nicht Verführung und Versprechen gehören, sondern Verbrechen und Verletzungen. Um Anfang der 90er-Jahre an den Einnahmen des Hits „Ice Ice Baby“ beteiligt zu werden - sein Klient Mario Johnson hatte Teile des Lieds geschrieben –, packte er den Rapper Vanille Ice und ließ ihn kopfüber vom Balkon eines Hotels baumeln. Mit dem erhaltenen Geld gründete er DRR, er überredete Eazy-E, den Besitzer des konkurrierenden Labels Ruthless Records, unter Zuhilfenahme eines Baseballschlägers, doch bitte schön die Künstler Dr. Dre, Michel’le und The D.O.C. freizugeben. Eine Tänzerin erinnerte er an ihre vertraglichen Pflichten, indem er ihr eine Knarre an den Kopf hielt. Den Rapper Tupac Shaker rekrutierte er durch Bereitstellen einer Kaution von 1,4Millionen Dollar. Auch Snoop Dogg, MC Hammer und Jewell waren DRR-Künstler, Knight wollte aus dem Label „das Motown der 90er machen“. 1996 hatte er sein Ziel erreicht, die Einnahmen beliefen sich auf mehr als 100 Millionen Dollar pro Jahr.
Knight pflegte trotz des kommerziellen Erfolgs den Gangsta-Lifestyle, er war einer der Initiatoren der Fehde East Coast gegen West Coast zwischen Künstlern seines Labels und dem von Sean „Puff Daddy“ Combs. Höhepunkt der Auseinandersetzungen waren die bis heute nicht aufgeklärten Morde an Tupac Shakur (1996) und Notorious B.I.G. (1997). In beiden Fällen heißt es noch immer, dass Knight eine Rolle gespielt haben könnte: Bei Shakur, weil der das Label hatte verlassen wollen. Bei B.I.G. als Rache für den Mord an Shakur.
Knight musste immer wieder wegen kleinerer und größerer Delikte ins Gefängnis (zwischen 1996 und 2004 insgesamt knapp sieben Jahre lang), Künstler wandten sich vom Label ab und schworen dem Leben als Kriminelle ab. Dr. Dre verkaufte kürzlich seine Firma „Beats“ an Apple, Ice Cube spielt in Familienfilmen mit, Snoop Dogg gibt den spirituellen Funk-Rapper und Jugend-Football-Trainer. Sich über das beschissene Leben in Compton zu beschweren, es in Liedern zu thematisieren, das war ja in Ordnung. Dieses Leben aber zu glorifizieren, auch wenn man ihm längst entflohen war, das ging dann allen doch ein wenig zu weit.
Knight jedoch blieb Gangster, auch nach dem Bankrott seines Labels im Jahr 2006. Er wurde immer wieder wegen Körperverletzung, Diebstahl und Drogenbesitzes verhaftet. Im August vergangenen Jahres wurde er auf einer Party vor einer Preisverleihung niedergeschossen, wollte jedoch keinesfalls mit der Polizei kooperieren. Nun wird ihm Mord vorgeworfen. Knight hat ganz offensichtlich nicht verstanden, dass der Ausspruch „Straight Outta Compton“ für viele Menschen, darunter auch für den verstorbenen Terry Carter, als Warnung an sich selbst gelten kann.